Auch auf die Gefahr hin, dass ich den angeschlossenen Endgeräten mit meiner Privatscheiße auf die Nerven gehe: Das muss jetzt mal kurz. Ein Anruf am späten Nachmittag lässt mich hoffen, alles richtig gemacht zu haben. Wenn ich gleich auch nur halbwegs das aus dem Koffer packen kann, was ich rein gesteckt habe, bin ich für den Moment restlos happy. Sachen verlieren lohnt sich eben doch. Weil Wiederfinden noch mehr Freude macht als Wiedersehen.
Vor allem aber sei an dieser Stelle mal den Jungs vom rot-weissen Tross gedankt. Wer sich nicht alles nach dem Stand der Ermittlungsakte "Futscher Koffer" erkundigt hat. Sogar Klamotten wurden mir von mehreren Seiten angeboten. Ganz zu schweigen davon, dass ich dank der Essener binnen Minuten das Mietwagenangebot meines Hotels locker ausstechen konnte. Regelrecht herzerwärmend und gewiss nicht selbstverständlich.
Großen Sport konnte der Regionalligist in Belek zwar noch nicht zeigen, schließlich stand heute "nur" Training auf dem Plan. Waldemar Wrobel hat in Chemie offenbar auch nicht immer aufgepasst, kennt er doch offenbar nur ein Gas: Vollgas! (Knaller, ich weiß). "Seid mutig, seid offensiv, seid willig", impft der 44-Jährige seinen Spielern ein, unterbricht die verschiedenen Spielformen immer wieder, um Details zu erklären, zu korrigieren. Das reißt schon beim Zusehen ein Stück weit mit. Bis auf Roberto Guirino, der in der Nachmittagseinheit nach einer Reihe von Verletzungen noch geschont wurde und alleine Runden gedreht hat, folgten seine Spieler aufs Wort. Auch die Anweisung "Schienbeinschoner!" hatte durchaus ihre Bewandnis.
Weniger entschlossen zeigte sich derweil der Himmel über Belek. Überzeugte der Vormittag mit mehr als einer Ahnung von Frühling, versteckte sich der Nachmittag unter einer Wolkendecke, sodass am Ende mit mediterranem Klima ziemlich Essig war.
Dieses "draußen" ist hier aber ohnehin eher weniger zum Aufenthalt vorgesehen. Zumindest außerhalb der Hotelbunker, die hier strenger bewacht werden als das Tor des FC Bayern, ist scheinbar kein Leben geplant. So kostete es nur die Kleinigkeit von fünf Gesprächen, Telefonaten, eines Autogramms und eines hinterlegten Ausweises, um den Grenzposten am Hoteleingang zu beschwichtigen und die Essener beim Training beobachten zu dürfen. Wenn alles richtig gut läuft, gibt es morgen sogar technisches Equipment, das die Berichterstattung vor Ort auf ein bis dahin noch nicht gekanntes Level heben wird. Außerdem werden die Rot-Weissen dann mit den Doktoren Michael Welling und Uwe Harttgen noch weitere Verstärkung erhalten. Und obendrein gibt's am Nachmittag ein Testspiel gegen Borussia Dortmunds U23. Also wenn das nichts ist! Daher: Daumen drücken, bittedanke! Bis morgen.