Glückwunsch zu zwei Toren und drei Punkten. Mike Wunderlich, wie haben Sie das Spiel erlebt?
Für einen Fußballer war alles dabei, was Spaß macht. Es war das erwartete Spitzenspiel. Dass hinten raus Hektik rein kommt, das ist ja auch Spaß. Der erste Elfmeter für RWE war berechtigt, ein klares Foulspiel. Beim zweiten Strafstoß habe ich leider nicht gesehen, was der Schiedsrichter gesehen hat, aber so ist das im Fußball. Rapha (Koczor, d. Red.) hält uns da zum Glück im Spiel. Wenn wir das 1:2 bekommen hätten, wäre es sehr schwer geworden. Zum Schluss haben wir einen meiner Meinung nach berechtigten Elfmeter bekommen. Mit der Roten Karte kam noch mal etwas Hektik auf, aber in Essen ist das so (lacht). Wir sind erstmal sehr glücklich, dass wir hier gewonnen haben. Nach vier Punkten aus den Spielen gegen Lotte und Mönchengladbach kann man jetzt sagen, dass wir sehr gut gestartet sind. Wir haben in Essen auch besser gespielt als in den ersten Begegnungen. Klar, man kann nicht verhindern, dass eine Mannschaft wie RWE nach dem Ausgleich zwischenzeitlich Druck ausübt und sich Chancen erspielt. Wir müssen uns auch noch weiter steigern, aber ich glaube, dass wir zwei Mannschaften gesehen haben, die bis zum Ende oben stehen werden.
Dieser gegenseitige Respekt schien auch auf dem Spielfeld erkennbar zu sein. War es Absicht, dass Sie so abwartend aufgetreten sind?
Wir haben versucht, unser Spiel durchzudrücken und dominanter aufzutreten, was uns in den ersten Begegnungen nicht so gelungen ist. Mit Timo Staffeldt hatten wir einen neuen Mann dabei und eine kleine taktische Umstellung vollzogen. Ich glaube, damit ist RWE in den ersten 20 Minuten nicht so gut klargekommen. Insgesamt war es ein Spiel auf Augenhöhe.
Wie hat es Ihnen an der Hafenstraße gefallen? Es hat sich ja durchaus etwas verändert seit Ihrer aktiven Zeit in Essen.
Ich glaube, das will keiner hören, aber ich habe mich hier immer wohl gefühlt. Als ich damals gegangen bin, habe ich nicht bei Viktoria unterschrieben, sondern in der 2. Bundesliga. Das haben viele vergessen. Den Schritt musste man damals verstehen, zumal angesichts der Insolvenz des Vereins. Auch wenn es sportlich nicht so lief, hatte ich wirklich eine schöne Zeit in Essen. Jetzt haben sie ein Stadion, das fast kein Zweitligist vorweisen kann und 10.000 Zuschauer. RWE gehört einfach nicht in die vierte Liga, das weiß jeder. Ich wünsche dem Verein auf jeden Fall alles Gute.
Darf man Viktoria Köln nach dem Sieg nun offiziell Topfavorit nennen?
Ich glaube, ich kann jetzt antworten, was ich will. 99 Prozent glauben sowieso, dass wir wir Topfavorit sind. Dem müssen und wollen wir uns mit unserer Mannschaft stellen. Wir haben jetzt einen guten Start hingelegt, mehr aber auch noch nicht. Im letzten Jahr haben wir am Anfang auch acht Spiele gewonnen und sind in der Rückrunde phasenweise desolat aufgetreten. Wir müssen in jedem Spiel 100 Prozent bringen. Dann wird man auch den Unterschied sehen. Wenn wir glauben, dass 80, 90 Prozent reichen - das wird es nicht. Ich glaube, wir haben mit dem Sieg in Essen einen weiteren guten Schritt nach vorn gemacht. Das sollte uns Selbstvertrauen für die nächsten Aufgaben geben. Gleich am Freitag geht es ja schon weiter.