Hinten kackt die Ente. Als Ergebnis des zweiten RWE-Pflichtspiels 2013 steht ein 4:1 gegen Bergisch Gladbach. Über den Weg dahin zu diskutieren, ist zwar müßig, mitunter aber offenbar nötig. Waldemar Wrobel jedenfalls stellte energisch fest, dass der Sieg "auch in dieser Höhe" verdient gewesen sei. Und das "in aller Deutlichkeit". Im selben Atemzug referierte der Essener Coach noch einmal die Stärken der Gäste. Gegen den Drittletzten der Tabelle ist ein Sieg natürlich unverhohlener Anspruch der Hausherren, deshalb aber noch längst nicht selbstverständlich. Vor allem aber wollte Wrobel nach dem deutlichen Heimsieg der Frage den Wind aus den Segeln nehmen, warum sich RWE nach einem Vollgasstart abermals das Leben schwer machte - und den Ausgleich fing.
Dass sich dennoch alles nach den Vorstellungen der Rot-Weisen fügte, machte eine zweite Frage unumgänglich, die Wrobel zwar lieber aber längst nicht gerne beantwortete. "Ich finde Avci gut", gestand der Trainer des Matchwinners zwar, war aber sogleich bemüht, den dreifachen Torschützen wieder einzufangen. Es gebe noch sehr viel, an dem er arbeiten könne. Dann freilich könne er "Gold wert" sein für Rot-Weiss Essen. Vielleicht sogar eine Medaille. Sein zweiter Treffer war ein Bewerbungsschreiben für die Sportschau-Redaktion. Über seine Latte müssen die Kunstschützen des Monats März jedenfalls erstmal springen. Mit Sicherheit jedefalls war Avci am Samstag mit drei Treffern zum 1:0 (7.), 2:1 (35.) und 4:1 (78.) drei Punkte wert.
Die Schwachstellen im Essener Spiel vermochte der 23-Jährige damit jedoch nicht gänzlich zu kaschieren. Vor allem die Arbeit gegen den Ball, die viel zitierte "Kompaktheit" habe phasenweise nicht wie gewünscht funktioniert. Exemplarisch: Bergisch Gladbachs einziger Treffer (Andre Schilamow, 28.). "Wie er alleine auf unsere Viererkette zulaufen kann, darf nicht passieren. Das war sehr schade und anstrengend, so ein Tor mitzunehmen", fand Wrobel. Auch ein Lattenkopfball von Abdelkader Maouel (22.) dürfte ihm missfallen haben. Im Zentrum machte sich sehr wohl auch die Abwesenheit des zweikampfstarken Kapitäns Markus Heppke bemerkbar.
Am Ende konnte der 43-Jährige seiner Mannschaft aber doch in den wesentlichen Punkten die besseren Werte attestieren. Und nachdem Gäste-Trainer Dietmar Schacht auf der Pressekonferenz warme Worte für das Essener Umfeld fand, fühlte Wrobel sich derart geschmeichelt, dass er doch noch zurückruderte. "Vielleicht ist der Sieg um ein Tor zu hoch ausgefallen." Schacht hatte zuvor zwar noch von "ein bis zwei" gesprochen. Am Ende konnten sich beide vielleicht bei einem 2,5:1 treffen. Für einen verdienten Sieg der Essener hätte das aber auch gereicht. RWE ist wieder auf Medaillenkurs.