Als Niklas Hartmann sich bei Peter Kunkels Premiere als RWO-Cheftrainer gegen den MSV Duisburg II (1:2) eine schwere Knieverletzung zuzog, ahnte Kunkel bereits, dass ein großes Torwartproblem vor der Tür stehen könnte. Der 56-Jährige behielt Recht.
Spätestens nach dem 1:3 in Wuppertal sind die dürftigen Leistungen von Patrick Nettekoven nicht mehr schönzureden. Der 25-Jährige, der auf der Linie seine Stärken hat, bei hohen Bällen aber regelmäßig für einen Patzer gut ist, steht kurz vor der Verbannung als Stammkeeper. „Wir haben ein Torwartproblem. Normalerweise ist ein guter Schlussmann für zwölf bis 15 Punkte gut in der Saison. Bei uns schießt der Gegner drei Mal aufs Tor und drei Mal ist der Ball drin. Da nutzt es mir auch nichts, dass der Torwart beim Spielstand von 1:3 drei, vier Bälle gut pariert“, ging Kunkel mit seinem Schnapper hart ins Gericht. Vor allem der 40-Meter-Freistoß von Marcel Landers sorgte bei Kunkel für Empörung. „Der Ball ist so lange unterwegs, das kann eigentlich kein Tor geben.“
In sieben Spielen kassierte Nettekoven elf Gegentore und sorgte vor allem beim Herauslaufen für Gefahr vor der RWO-Kiste. Als RevierSport Nettekoven vor dem Mannschaftsbus abfing, zeigte sich dieser ob der Kritik völlig perplex. „Ich sage dazu nichts“, gab sich der gebürtige Bonner erst wortkarg. Sekunden später zeigte er allerdings Unverständnis für die heftige Kritik an seiner Person. „Ich habe jetzt in sieben Spielen ein Gegentor verschuldet. Wenn der Trainer meint, dass das viel ist, dann ist das so.“
Krol oder Tiszai?
Es dürfte eigentlich außer Frage stehen, dass Kunkel am kommenden Samstag gegen den VfB Hüls Nettekoven aus dem Gehäuse nehmen wird und einem anderen Torhüter eine Bewährungschance gibt. Die Frage ist nur: wem wird Kunkel vertrauen? Zur Auswahl stehen Thorben Krol und Neuzugang Sebastian Tiszai. Beide kamen bislang nur in der Oberliga-Reserve zum Einsatz. „Die beiden nehmen sich nicht viel. Das ist ein Duell auf Augenhöhe“, lässt sich Kunkel nicht in die Karten schauen.
Krol konnte im Testspiel gegen den FC Schalke 04 (1:2) mehrmals seine Klasse zeigen. Unter anderem hielt er einen Foulelfmeter gegen Chinedu Obasi. Doch Test- und Punktspiele sind nunmal zwei verschiedene Paar Schuhe. Diese Erfahrung musste auch Nettekoven machen. Denn vom einstigen Hexer aus dem Saison-Vorbereitungsspiel gegen den PSV Eindhoven (0:0) ist nicht mehr viel zu sehen. Nettekoven ließ die PSV-Stars um Jeremain Lens und Dries Martens verzweifeln. Nun sorgen seine Leistungen für graue Haare beim eigenen Trainer...