Auf einmal wurde es harmonisch im Essener Rathaus. Politiker aller Parteien, Vertreter des Essener Sportbundes (Espo) und die Verantwortlichen sowie Mitglieder des FC Kray hatten sich am Dienstag zur Mittagszeit versammelt, um der Ausschuss-Sitzung der Sport- und Bäderbetriebe beizuwohnen. Selbst Krays Angreifer Ilias Elouriachi ließ es sich nicht nehmen, eine Pause auf der Arbeit einzulegen und im Blaumann zu erscheinen. Schließlich hatte sich das Kommen gelohnt, denn die Politiker befürworteten unter dem Beifall des Krayer Anhangs einstimmig die Bereitstellung von 170.000 Euro aus der klammen Stadtkasse für die Errichtung einer 170 Meter langen und mindestens vier Meter hohen Lärmschutzwand, die aufgrund von Beschwerden der Anwohner gegenüber der KrayArena erforderlich ist. Bereits im Juli dieses Jahres hatte die Stadt Essen dem Regionalliga-Aufsteiger 150.000 Euro für den erforderlichen Ausbau der Sportanlage an der Buderusstraße zugesagt.
FCK-Präsident Günther Oberholz bedankte sich eifrig bei allen anwesenden Entscheidungsträgern. Erstmals seit dem sensationellen Aufstieg im vergangenen Sommer war dem stets engagierte Vorsitzende der Grün-Weißen zum Lachen zu Mute. „Uns fällt natürlich ein Stein vom Herzen“, betont Oberholz. „Politik und Verwaltung haben einstimmig ein klares Votum für den Erhalt der Sportanlage abgegeben und mit dem Bau der Lärmschutzwand die Bestandssicherung vorgenommen. Damit können wir möglicherweise unsere Heimspiele kurzfristig auch daheim austragen.“
Erhebliche finanzielle Verluste
Seit Saisonbeginn kämpft der Krayer Vereinsboss mittlerweile darum, dass der Fußball-Viertligist auf dem heimischen Kunstrasen in der KrayArena spielen darf. Aus Sicherheitsgründen hatten es sowohl die Essener Polizei als auch der Westdeutsche Fußballverband bis dato nicht gestattet, die Genehmigung dazu zu erteilen. Der Verein musste demnach zum Stadion Uhlenkrug ausweichen. Ein Umstand, der dem Klub sowohl organisatorisch als auch sportlich und finanziell erhebliche Probleme bereitet.
Zu den letzten Heimspielen der Elf von Trainer Dirk Wißel erschienen nicht mehr als 300 Zuschauer. In der letzten Niederrheinliga-Saison konnten mehrfach über 1000 Besucher gezählt werden. „Auf 5000 bis 6000 Euro pro Heimspiel“, bezifferte Oberholz den finanziellen Verlust, der durch den Umzug entstehe. Mit Haken und Ösen kämpfte er zuletzt um den Standort KrayArena. Dabei nahm der Vorsitzende selten ein Blatt vor den Mund und prangerte öffentlich mehrfach die fehlende Unterstützung in Essen an. „Die Stadt lässt uns absteigen!“, sagte Oberholz vor gut drei Wochen nach der Heimpleite gegen die Sportfreunde aus Siegen.
Dem FC Kray missfiel insbesondere die Tatsache, dass Begegnungen, die von der Polizei nicht als Brisanz-Spiele ausgemacht wurden, ebenfalls nicht an der Buderusstraße angesetzt werden durften. „Spiele gegen die Zweitvertretungen von Düsseldorf, Bochum oder Mönchengladbach, die nicht mehr als 30 Nasenlöcher mitbringen, könnte man auch in Kray austragen“, bemerkte Krays Trainer Dirk Wißel gewohnt sarkastisch.
Darüberhinaus ereiferten sich die Essener darüber, dass Regionalliga-Partien in anderen Städten unter provisorischen Rahmenbedingungen stattfinden durften. Der VfB Hüls empfing die Reserve des 1. FC Köln scheinbar problemlos auf einem Nebenplatz vor 120 Zuschauern. Auch die Sportanlage an der Westender Straße, wo der MSV Duisburg II seine Heimspiele durchführt, sei keinesfalls besser ausgestattet als die KrayArena. Der kleine aber feine Unterschied: Sowohl in Hüls als auch in Duisburg liegt eine Genehmigung der Polizei vor. Für Oberholz ist es in diesem Zusammenhang ein Rästel, „warum ein einziger Polizeihauptkommissar der Polizeiinspektion Mitte in Essen einem Sportverein so großen sportlichen und wirtschaftlichen Schaden in der vierthöchsten deutschen Spielklasse im Fußball zufügen kann, wenn in jeder anderen Stadt in Deutschland durch vernünftige Maßnahmen Lösungen geschaffen werden, die die Austragung der Spiele ermöglichen.“
Trotz des aktuellen Zuspruchs von Seiten der Stadt bleibt genau dieser Zustand das große Problem des FC Kray. Mit dem Baubeginn der Lärmschutzwand ist an der Buderusstraße nach Meinung der Stadt nicht vor Ende Februar 2013 zu rechnen. Eine zeitnahe Lösung der Stadionproblematik wäre das freilich nicht. Der Klub benötigt nach wie vor die Zustimmung der Polizei und das Einverständnis der Anwohner.
Anwohner und Polizei sind das Zünglein an der Waage
Aus diesem Grund wolle die Stadtspitze in Kürze eine Umfrage unter den rund 60 Anwohnern durchführen. Diese hatten sich darüber beschwert, dass durch die Genehmigung eines zweiten Spielfeldes weiterer Lärm entstanden sei. Unter Berücksichtigung des anstehenden Baus der Lärmschutzwand hoffen alle Parteien, dass die Bewohner vorübergehend ein Auge zudrücken und den Krayern die Ausführung des Spielbetriebs gestatten. Auch ein weiteres Gespräch mit Polizeihauptkommissar Gerd Urban, der aktuell im Urlaub weilt, soll in der nächsten Woche gesucht werden.
Oberholz hofft auf eine möglichst zeitnahe Lösung. „Politik und Verwaltung haben sich einstimmig für den Erhalt unserer Sportanlage ausgesprochen. Mit der Genehmigung der Mittel für die Lärmschutzwand muss es jetzt möglich sein, dass schon bald Regionalliga-Fußball in unserer Heimat gespielt werden kann“, meint Oberholz und fügt hinzu: „Es wäre wirklich wichtig, wenn sich nun auch die Polizei dazu bereit erklärt, unserem Klub zu helfen. In anderen Städten ist das offenbar auch möglich. Durch die Erteilung einer Sondergenehmigung könnten die Baumaßnahmen ohne störenden Zeitdruck durchgeführt werden. Falls die Zustimmung endlich käme, hätten wir unser großes Ziel erreicht.“