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Lotte - RWE 1:1
Billiglohn für Spitzenjob

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RWE: 1:1 in Lotte
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18:30
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Vor dem Spiel hätten wir den Punkt genommen - das ging wohl jedem Essener durch den Kopf. Denn es gab gute Gründe, nach Abpfiff mit dem Remis zu hadern.

Lotte ist eine Reise wert. Allein, um sich ein Bild zu machen von dem so ambitionierten Stück Fußball, das dort seinen Platz gefunden hat, wo rundherum Idylle und Einöde changieren – ganz nach Perspektive. Für Ortsfremde wirkt die mit funktionalem Chic überzeugende ConnectM-Arena wie an andere Stelle ausgeschnitten und hier willkürlich wieder eingesetzt. Mitten auf dem Acker. An einem Dörfchen, dessen Hauptattraktionen sich in einem Kreisverkehr samt benachbarter Tankstelle zu erschöpfen scheinen.


Doch dass die Beschaulichkeit trügt, ist nun keine neue Geschichte. Lotte beherbergt niemand anderes als den Spitzenreiter und Aufstiegskandidaten Nummer eins und durfte sich am Ostersonntag sogar einer vergleichsweise erklecklichen blau-weißen Fanschar rühmen. Die Claims waren vor dem Gastspiel der Essener klar abgesteckt. Für die Sportfreunde könnte bereits ein Unentschieden empfindliche Konsequenzen haben, RWE hatte nichts zu verlieren und wäre mit einem Remis bestens bedient.

Nach den 90 Minuten sah man jedoch Verlierer allenthalben. Dass die Hausherren Christian Schlössers genialen Volleytreffer (92.) zumindest für einige Sekunden wie einen Sieg bejubelten, erzählt bereits genug über den Rest dieser packenden Partie. Die Sekunden nach dem Abfiff hafteten kiloschwer an den Trikots der RWE-Spieler und sogen sie unwillkürlich zu Boden. Mit ausgestreckten Armen und pumpendem Atem, den stieren Blick gen Himmel, schien sich augenblicklich die gesamte Hypothek dieses hitzig geführten Gefechts auf die Protagonisten einer der besten Essener Saisonleistungen zu senken.

Auch Waldemar Wrobel drehte, noch lange schwer adrenalinbetankt, Minuten nach dem Spiel noch etwas höher als sonst, tigerte kopfschüttelnd über den Platz und schwankte zwischen Stolz und Ärgernis. Vehement reklamierte er für seine Mannschaft, doch ein "überragendes Spiel" geboten zu haben. Doch so sehr sich der Trainer mühte, seine verhinderten Helden aufzumuntern, konnte er doch nicht glaubhaft machen, dass ihn dieses Gegentor in letzter Minute nicht ungemein fuchste. "Wenn Lotte mit 2:0 oder 3:0 in die Halbzeit geht, können die sich doch nicht beschweren. Die Außenverteidiger, die gegen Holger Lemke und Kevin Grund gespielt hatten, sind doch mit einem Schwindel in die Kabine."

Doch trotz eines Mehr an Feld- und Spielanteilen, einem deutlichen Chancenplus ging RWE eben nur mit einem Treffer (42.) von Kevin Grund in die Halbzeit. Der Linksaußen selbst hätte dabei bereits vorher treffen können (31.), wahlweise wäre auch Güngör Kayas Kopfballchance (21.) durchaus für ein Tor gut gewesen. "Aber wir sind eben nicht so clever, dass wir diese Möglichkeiten nutzen, um mit einer höheren Führung in die Pause zu gehen", räumte Wrobel ein. Einen Vorwurf wollte er seiner phasenweise begeisternden Mannschaft freilich nicht machen.

Ganz anders hielt es da Lottes Trainer Maik Walpurgis: "Ich war mit meiner Mannschaft in der ersten Halbzeit überhaupt nicht einverstanden." Was in weiten Teilen der Leistung der Gäste geschuldet war. So urteilte Walpurgis: "Essen hat uns vor sehr große Probleme gestellt." Ein Lob aus berufenem Munde. Obwohl der Trainer des Tabellenführers, der zwischenzeitlich kurz vor einem Verweis auf die Tribüne stand, natürlich froh war, am Ende zumindest den einen Zähler festzuhalten. "Es war sicherlich glücklich, wenn das Tor so spät fällt, aber wir nehmen den Punkt trotzdem gerne mit."

Mit dem gleichen Lohn fühlte sich Rot-Weiss zwar unter Wert bezahlt - und doch schien Wrobel insgeheim zu hoffen, die ganze Welt hätte gesehen, wie tapfer sich seine Mannschaft geschlagen hatte. "Wir wussten, dass wir mal so einen Hänger wie in der Hinrunde bekommen können. Aber das ist doch das, was wir immer gesagt haben...", sagte der 42-Jährige. Und meinte, was er nie müde wurde, zu betonen. An einem guten Tag könne seine Mannschaft jeden Gegner in dieser Liga schlagen. Diesen Nachweis lieferten Timo Brauer und Co. sogar, ohne es am Ende getan zu haben.

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