Vor 5685 Zuschauern - davon knapp 2500 aus Essen - erzielte WSV-Torjäger Christian Knappmann bereits nach zwei Minuten das 1:0 für die Hausherren. Dabei gelang Knappmann bei seinem neunten Saisontreffer eine Bude der Marke "Tor des Monats". Der bullige Angreifer bewies bei seinem Lupfer aus zwölf Metern, dass er einen richtig feinen Fuß hat. Nach dem der Ex-Verler gekonnt freigespielt wurde, hatte er vor dem RWE-Strafraum alle Zeit der Welt, um sich den Knicker zurechtzulegen und Keeper Dennis Lamczyk, der zu weit vor seinem Kasten stand, auszugucken. "Momentan ist es sehr einfach gegen uns Tore zu erzielen", ärgerte sich RWE-Trainer Waldemar Wrobel. Jerome Assauer (30.) bestrafte die lethargische Abwehrarbeit der Gäste und erhöhte auf 2:0.
Auf der anderen Seite tun sich die Rot-Weissen sehr schwer, Treffer zu erzielen. Adrian Schneider, der in der 27. Minute Kevin Grund (Fußprellung) ersetzte, stand plötzlich mutterseelenallein vor Bastian Sube, der den Vorzug vor Sascha Samulewicz erhielt, und verzog zwei Meter neben das Tor. Eine Minute vor dem Halbzeitpfiff hatten die Essener dann sogar eine Dreifach-Chance auf den Ausgleich. nach einer Ecke und einem Freistoß irrte der unsichere Sube im Strafraum umher. Doch die Wrobel-Schützlinge verstanden es nicht, den Ball im WSV-Gehäuse unterzubringen. "Wir hatten gefühlte 10:1 Ecken, hatten gute Stafetten, auch einige Torchancen. Aber wir münzen die Chancen nicht in Tore um", war Wrobel bedient.
In der 47. Minute dann Hoffnung für RWE. Die Gäste kamen stark aus der Pause und erzielten nach einem Bock von Tom Moosmayer den 1:2-Anschlusstreffer. Suat Tokat schnappte sich die Kugel und überlupfte den herausstürzenden Sube. Doch der Hoffnungsschimmer währte nur 240 Sekunden. Nach einem Foul an Knappmann brachte Marcel Landers den Ball punktgenau sechs Meter vor das Tor, dort schraubte sich Thomas "Air" Schlieter hoch - stand einen gefühlten Meter über allen Essenern in der Luft - und köpfte das Leder in die Maschen - 3:1! "Das war eine schöne Oberhausener Co-Produktion. Das haben wir mit Marcel unter der Woche noch einstudiert", freute sich Schlieter über die haargenaue Flanke seines Spezies aus RWO-Zeiten.
Spätestens als Knappmann (63.) seine zehnte Saisonbude markierte, war das Derby zu Gunsten der Bergischen entschieden. Ben Abelski hatte den besten WSV-Akteur mustergültig bedient und die Essener Abwehr offenbarte einmal mehr ihre Lücken. Das 2:4 durch den eingewechselten Güngör Kaya (73.) sollte nicht mehr als Ergebniskosmetik sein. Den Endstand stellte Bekim Kastrati (87.) nach einem Eckball, als er sich gegen den überforderten Schneider durchsetzte, her.
„Die letzten zwei Wochen waren wie eine Seelenmassage für uns. Wir haben eine große Qualität im Kader. Gegen RWE haben wir diese endlich abgerufen“, war der "Mann des Spiels", Christian Knappmann, glücklich. Wrobel war indes bedient: "Ich muss die Hosen runterlassen. Das war sehr, sehr bitter. Das Resultat tut uns sehr weh. Wenn man 2:5 verliert, braucht man nicht darüber nachzudenken, ob das verdient ist oder nicht. Die Tore fallen immer wieder aus den gleichen Situationen. Da müssen wir den Hebel ansetzen."
Anders die Stimmung bei Wrobels Trainerkollegen aus Wuppertal. „Das war ein Derby mit sieben Tore - eine Supersache. Wir wollen von Spiel zu Spiel denken und uns weiter stabilisieren. Dann gucken wir mal, wie der Punktestand im Dezember ist. Es wäre falsch, jetzt schon wieder andere Ziele herauszugeben. Wenn man die Mannschaft in der vergangenen Woche in Bochum gesehen hat, wo sie nur vom Kopf her gewinnen wollte, aber nicht vom Herzen, da war das heute anders. Es muss eine Lockerheit da sein. Wenn man verkrampft ist, geht das in die Hose. Der Sieg war sehr, sehr wichtig”, analysierte WSV-Trainer Hans-Günter Bruns.