Der WSV Borussia befindet sich derzeit mitten im Umbruch, auch wenn Dietmar Grabotin mit seinem Rücktritt als Sportlicher Leiter ein solides Fundament hinterlässt. Grund genug, Präsident Friedhelm Runge zum Gespräch zu bitten.
Friedhelm Runge, ist Ihnen der Abschied vom Sportlichen Leiter Dietmar Grabotin schwer gefallen? Wenn jemand geht, der einem viel Arbeit abnimmt, lässt man ihn nicht gerne ziehen. Aber sein Engagement war immer kurzfristig angelegt, wurde nur durch den Trainerwechsel verlängert. Zuletzt haben wir gesagt, Grabo gib Gas, dann kannst Du Dich ab September auf die Arbeit bei Emka konzentrieren. Könnte Manager Thomas Richter die Aufgaben auch allein bewältigen? Das wäre nicht machbar, wir suchen etwas Neues. Es soll jemand sein, der unsere Philosophie der Verjüngung umsetzt, langfristig denkt und auch menschlich zu uns passt. Es ist nicht einfach, so jemanden zufinden, aber ich stehe bei der Suche nicht unter Zugzwang. Wir setzen uns keine Deadline, manchmal kommt es ja auch von heute auf morgen. Können Sie dementieren, dass es Gespräche mit Frank Kontny gab? Ja, das kann ich. Er ist ein interessanter Mann, ich kenne ihn ganz gut, aber bislang war er noch kein Thema. Mit seiner Essener Vergangenheit hätte er es in Wuppertal sicher nicht leicht. Wie beurteilen Sie die derzeitige sportliche Situation? Ich bin sehr zufrieden mit dem, was geleistet wurde, punktemäßig hat es allerdings noch nicht gepasst. Warum sind dann die Zuschauerzahlen so schwach? Das ist eine berechtigte Frage. Die Fans wollen immer nur etwas vom Aufstieg hören, viele kommen nur, wenn wir in der zweiten Liga spielen. Das sind für mich keine echten Anhänger, aber dieses Problem hat jeder Verein außer Schalke und Dortmund. Im Umfeld wird die unattraktive Spielweise bemängelt... Ich finde es gar nicht so schlecht, habe viele Bundesliga-Partien gesehen, die weniger attraktiv waren. Ich bitte die Fans, unsere Philosophie aufzugreifen, mit jungen Leuten langfristig erfolgreich zu sein. Warum spielt Marc Narewsky nur noch in der Reserve? Er ist voll und ganz Fußballer, leider bin ich nicht Trainer und kann ihn daher nicht aufstellen. Er hat nicht immer durchgespielt, das war eine neue Situation für ihn. Aber er ist keiner, der die zweite Geige spielen will. Die Fans planen, auf der Jahreshauptversammlung am 15. Februar 2006 die Borussia aus dem Namen zu löschen. Wie beurteilen Sie das? Die Fusion war absolut richtig, aber ich kann auch die Leute verstehen, die den Namen nicht akzeptieren. Wenn die Jahreshauptversammlung als höchste Instanz die Streichung beschließen würde, müsste ich das akzeptieren.