Freitag Abend gegen 21 Uhr im Hause Löbe. Die vier Kinder des Wattenscheider Publikumslieblings liegen allesamt mit Grippe flach. "Von 39,4 Grad bis 40,4 Grad ist alles dabei", gibt Alexander Löbe einen kurzen Kranken-Bericht ab. Konsequenz: Der für gestern, Samstag, geplante Winterurlaub musste abgesagt werden. Für Alex Löbe wären die Ferien eine gute Gelegenheit zum Abschalten gewesen. Jetzt grübelt der 31-Jährige umso mehr und sagt: "Ich habe im Moment große Magenschmerzen. Die SG Wattenscheid hat mich in eine relativ riskante Situation gebracht. Dass ich keine Freigabe für einen Wechsel bekommen habe, belastet mich momentan sehr." Verständlich: Schließlich hätte sich der ehemalige Türkei-Legionär nicht nur sportlich, sondern auch finanziell erheblich verbessern können. Neben LR Ahlen und dem SC Paderborn 07 lockte auch der 1. FC Kaiserslautern. Trainer Hannes Bongartz: "Ja, mich hat FCK-Amateur-Coach Hans-Werner Moser angerufen und sich nach Alex erkundigt. Wir können ihn aber nicht abgeben, er ist für uns ganz wichtig." Löbe: "Es war wohl so gedacht, dass ich die Lauterer Amateure, die in der Regionalliga Süd spielen, führen soll. Dazu bestand eine Perspektive Richtung Bundesliga." Nämlich für den Fall, dass die "Teufel" Nationalspieler Miro Klose verlieren. Löbe: "Ich bin ein Spieler, der kein Problem hätte, vor 40.000 Fans aufzulaufen, aber die Sache ist jetzt gegessen. Für mich gab es Angebote aus allen drei Ligen."
Der Wattenscheider Top-Scorer bekennt sich zwar nach wie vor zur Sportgemeinschaft, zeigt aber ganz klar seine Zwickmühle auf: "Die Ungewissheit macht mir zu schaffen. Es gibt zwar die Kooperations-Pläne mit dem FC Schalke 04, aber meine Familie kann ich nun Mal nicht vom Wenn und Aber ernähren. Ich hätte vor dem Jahreswechsel gerne Sicherheit gehabt und hoffe sehr, dass der Verein das umsetzt, was mir versprochen wurde."
In einem persönlichen und einem weiteren telefonischen Gespräch mit Präsident Dr. Rüdiger Knaup bekam Löbe die Sicht der SG Wattenscheid zum Thema Winter-Transfer dargelegt. "Ich weiß, dass Herr Knaup, zu dem ich einen guten Draht habe, sich super-bemüht. Auf der anderen Seite muss ich auch an mich selbst und meine Familie denken. Im Sommer wurde mein Gehalt bei der SG nicht um zehn Prozent, sondern um die Hälfte reduziert. Jetzt lagen Offerten vor, bei denen ich das Vierfache hätte verdienen können", erläutert der Hunde-Besitzer.
Alex Löbe war vor dem Saisonstart den Deal eingegangen, dass sich sein Vertrag im Falle des Zweitliga-Aufstiegs automatisch verlängern würde. "Das Thema", wiegelt er ab, "hat sich natürlich längst erledigt. Wir werden auch in der Restrunde weiter gegen den Abstieg spielen." Zu der Absprache, dass der Torjäger bei einem lukrativen, Liga-unabhängigem Angebot die Lohrheide verlassen kann, wurde von Dr. Rüdiger Knaup im Gespräch mit Löbe noch ein Mal bestätigt. "Herr Knaup hat mir aber die andere Situation erläutert, es werden große Anstrengungen mit dem FC Schalke 04 unternommen, um zusammen etwas auf die Beine zu stellen. Aufgrund der existenziellen Sorgen des Vereins habe ich die Freigabe nicht bekommen. Das muss ich akzeptieren."
Anfang Januar soll sich Alex Löbe, der als eines der Herzstücke bei der angedachten Schalke-Zusammenarbeit, die den Einbau mehrerer Talente vorsieht, gilt, mit dem königsblauen Manager Rudi Assauer zusammen setzen, um Details zu besprechen. Bleibt nur zu hoffen, dass der augenblickliche Viertletzte der Regionalliga Nord im Jahr 2004 die erforderlichen 21 Punkte zur Rettung einfährt. "Sonst", blickt Alex Löbe in gewohnter Manier über den Tellerrand hinaus, "geht die Schublade auf und das Kooperations-Papier fliegt da hinein." Wohl war: Im Abstiegsfall wäre das Treppen-Prinzip mit dem Bundesligisten Schalke, dem erhofften Zweitliga-Club Wattenscheid, Drittligist S04-Amateure und Oberliga-Vertretung SG Wattenscheid II bereits eingestürzt, bevor die ersten Stockwerke der Kooperation beschritten werden könnten.