Abdul Iyodo ist ein Fall für sich. Wie er nach dem Training oder Spiel mit seinen bunten Hemden, viel zu weiten Hosen und ledernen Sandalen aus der Kabine geschlufft kommt, unterscheidet sich der Nigerianer optisch-modisch deutlich von seinen Mitspielern. Bis noch vor wenigen Wochen konnte man den äußeren Eindruck, den der Stürmer in Diensten des FC Schalke vermittelte, auch gut auf seine Einstellung zum Sport übertragen. Iyodo zählte zum Typ Hallodri, lebte Fußball auf höherem Niveau nach dem Motto "Kommst du heute nicht, dann kommst du morgen".
Eskapaden wie das unentschuldigte Fernbleiben vom Abschluss-Training vor einem Meisterschafts-Spiel oder rätselhafte zwei Wochen, in denen er gar nicht zu erreichen war, gehören der Vergangenheit an. Im ehemaligen Wattenscheider scheint sich eine wundersame Wandlung vollzogen zu haben. "Diese Schludrigkeit und Unzuverlässigkeit hat er vollkommen abgelegt", freut sich Schalkes "U 23" -Trainer Gerd Kleppinger über die Entwicklung seines einstigen Sorgenkindes. "Er nimmt richtig am Mannschafts-Leben teil, was früher nicht der Fall war."
Iyodo selbst weigert sich immer noch gerne, deutsch zu sprechen, sagt aber zumindest eins: "Ich habe ja schon in vier Mal in der Bundesliga gespielt. Das war toll, das möchte ich öfter erleben." In der vergangenen Saison machte der Torjäger vor allem mit seiner starken Partie beim 2:0-Sieg in Bochum auf sich aufmerksam. Statt weiter auf erstklassigen Spuren zu wandern, wurde Iyodo sogar im Sommer bei den gerade aufgestiegenen Schalker Amateuren aussortiert. Während der Vorbereitung hielt sich der noch 23-Jährige zunächst bei seinem Ex-Klub in Wattenscheid fit und wurde erst kurz vor Saisonbeginn in der Regionalliga zurück nach Schalke geholt.
Was die Zukunft für Iyodo bringt, kann er zum größten Teil selbst beeinflussen. Das Potenzial, noch einmal oben anzugreifen, hat der "Bruder Leichtfuß" auf jeden Fall. Auch wenn ihn S04-Chef-Coach Jupp Heynckes nach dem gestrigen "Schnupper-Training" bei den Profis heute oder morgen wieder zurück zur "U 23" beordern wird, könnte Iyodo noch von der Schalker Sturm-Misere profitieren. "Ich möchte nicht behaupten, Abdul schafft es auf Dauer in die Bundesliga. Er ist aber nun einmal sauschnell, hat ein gutes Dribbling und nicht umsonst schon sieben Tore in der laufenden Serie erzielt", bemerkt Kleppinger, der auf weitere Treffer Iyodos auch am Samstag gegen St. Pauli baut.