Am Ende konnte zwar keines der beiden Teams so recht über das turbulente 2:2 (1:1)-Remis jubeln, doch der neutrale Fußballzuschauer unter den 1642 Kiebitzen im Wuppertaler Zoo-Stadion sollte sein Kommen nicht bereuen.
Schon nach drei Minuten gab es den ersten Grund zur Aufregung beziehungsweise Freude im mit knapp 150 Mann gefüllten Gästeblock. Der Düsseldorfer Zweitliga-Profi Marco Christ, der mit Claus Costa, Sandor Torghelle und Marcel Gaus die Regionalliga-Reserve der Landeshauptstätder gegen den WSV unterstützte, steckte gekonnt auf Gaus durch und dieser schob mutterseelenallein zur Gästeführung ein. Die WSV-Anhänger mussten jedoch nur bis zur 8. Spielminute auf den Ausgleich warten. Dem ehemaligen Wuppertaler Bahadir Incilli, der einen insgesamt rabenschwarzen Mittwochabend erwischte, unterlief ein unerklärliches Eigentor. Der gebürtige Türke hatte alle Zeit der Welt das Leder nach rechts oder links wegzuhauen, entschied sich jedoch dafür, den Ball in die eigene Kiste reinzustolpern. "Den muss ich anders klären. Das geht ganz klar auf meine Kappe", wusste Incilli, der in der Hinrunde noch beim FC Schalke 04 II unter Vertrag stand, um seinen Bock.
Doch nicht genug des Wahnsinns im Zoo-Stadion. Nicht umsonst trägt die altehrwürdige Fußballstätte diesen Namen - das wissen wir spätestens seit dem Spiel gegen die Fortuna-Reserve. Eine Ente verirrte sich auf dem grünen Geläuf und wollte eigentlich auch gar nicht mehr weg. Ordner Guido nahm sich dem Ehrengast an und konnte nach langen Kampf die Ente schnappen und sie an ihren angestammten Ort zurückbringen. "Die Ente schwimmt wieder in der Wupper", sagt Guido, der den Vogel unter Szenenapplaus vom Feld trug. Doch zurück zum Wesentlichen.
Nach der Enten-Auszeit besinnten sich wieder beide Teams auf das Derby. Andreas Altenbeck (28.) hatte sich etwas ganz kurioses vorgenommen. Der Innenverteidiger von Fortuna II faustete den Ball, nach einem Christ-Freistoß in das Wuppertaler Gehäsue und jubelte als ob nichts passiert wäre. Referee Benjamin Brand hatte jedoch die "dopplete Hand Gottes" genau gesehen und zeigte Altenbeck für diese Unsportlichkeit zu Recht die Gelbe Karte.
In Durchgang zwei ging es mit dem regelwidrigen Verhalten weiter. Der Ex-Wuppertaler Mahmout Najdi (53.) holte Milko Trisic ungestüm von den Beinen und der Referee zeigte konsequent auf den Punkt. Der agile Bekim Kastrati schnappte sich den Ball und drehte wieder einmal einen WSV-Rückstand in eine Führung (53.). "Wir wollen nicht immer hinterherlaufen. Doch irgendwie wird es bei uns nie langweilig und der Zuschauer bekommt immer etwas zu sehen", sagt Dämgen. Der Löwen-Dompteur hätte sicherlich nichts dagegen gehabt, wenn die Zuschauer am Ende einen WSV-Sieg zu sehen bekommen hätten, doch daraus wurde nichts. Felix Haas, der später mit Gelb-Rot (83.) vom Platz musste, unterlief im Strafraum ein Handspiel. Christ (61.) verwandelte den fälligen Handelfer bombensicher. "Hier ist wohl jeder zehn Jahre älter geworden. Auf beiden Seiten gab es noch richtig gute Szenen", hatte Fortuna II-Trainer Goran Vucic die letzten zehn Spielminuten im Hinterkopf. Und diese waren wirklich turbulent.
Erst scheiterten Marco Königs (89.) und Torghelle (90.) und dann stand wieder der völlig von der Rolle wirkende Incilli im Mittelpunkt. "Das war gar nichts. Wir haben uns gekreuzt und sind beide hingefallen", beteuerte Incilli zwar seine Unschuld, hatte jedoch Kastrati klar von den Beinen geholt. Der Albaner vergab den folgenden Strafstoß völlig überheblich mit einem misslungenen Lupfer, den Maximilian Schulze-Niehus ahnte und die Kugel einfach abfing. "Der gefoulte Spieler sollte nie selbst schießen", wusste WSV-Boss Friedhelm Runge. Der Schütze selbst war ebenfalls angefressen. "Das geht klar auf meine Kappe. Doch wenn jetzt die ganzen Besserwisser ankommen und sagen, dass Kastrati ein Egoist ist, dann kann ich nur wiedersprechen. Ich bin weder ein Egoist, noch nehme ich die Rolle des Buhmanns an. So ist nunmal Fußball. Manchmal hat man einfach kein Glück."
Eigentlich heißt es ja: Ente gut, alles gut! Doch an diesem Tag war weder für Wuppertal, noch Düsseldorf und allen voran nicht für Kastrati alles gut.