Die Mannschaft von Michael Dämgen zeigte keine Scheu vor dem Tabellenführer und hatte in Angreifer Bekim Kastrati, der ein Tor selbst markierte und das zweite entscheidend vorbereitete, seinen besten Mann.
Im Nachholspiel vor 5224 Zuschauern waren im Preußenstadion 20 äußerst magere Minuten gespielt, in denen sich die Hausherren zwar optisch überlegen präsentierten, bis auf einen klasse Volleyschuss von Stürmer Sercan Güvenisik nach vorne aber nichts zustande brachten. Als das Spiel förmlich nach einem Treffer schrie, brach WSV-Stürmer Kastrati den aufkeimenden Bann der Langeweile, ließ Dominique Ndjeng ganz alt aussehen und schoss die Gäste aus dem Nichts mit 1:0 in Führung (22.). Seinen Schnibbler hatte SCP-Keeper David Buchholz noch berührt, doch die Kugel landete dennoch im Kasten der Münsteraner. „Wir waren nicht so organisiert, wie ich mir das vorgestellt habe. Der 0:1-Rückstand war bitter. So laufen wir der Musik hinterher“, ärgerte sich Münsters Trainer Marc Fascher über die Fahrlässigkeiten seines Teams.
Die rund 500 Wuppertaler Gästefans sahen in der Folgezeit eine merklich engagiertere Leistung ihrer Mannschaft, der die Führung gut getan hatte. So scheiterte Michael Holt mit seinem sehenswerten Freistoß von der rechten Strafraumkante nur denkbar knapp an Preußen-Keeper Buchholz. Dem sonst so besonnenen Münsteraner Coach Fascher trieb es angesichts der schwachen Leistung seiner Elf die Zornesröte auf die Stirn.
Eine Minute vor dem Pausentee riss es die Zuschauer dann aber doch nochmal von den Sitzen: Eine Dreifach-Chance für die Preußen vereitelte WSV-Torwart Bastian Sube, der nach dem geplatzten Wechsel von Patrick Nettekoven in der Anfangsformation stand und sonst den Kasten der A-Junioren hütet, mit gleich mehreren Glanzparaden. Patrick Kirsch, Kapitän Stefan Kühne und Sercan Güvenisik waren aus kurzer Distanz an Sube gescheitert.
Diese Aktion schien den Preußen Auftrieb gegeben zu haben. Der Tabellenführer kam im Stile einer Klassemannschaft aus der Pause. Fascher brachte Julian Loose für Bourgault, Ornatelli rückte als Sechser neben Kühne und Loose dafür ins rechte Mittelfeld. Münster setzte die Gäste so sehr unter Druck, dass der WSV zunächst gar nicht mehr aus der eigenen Hälfte kam. Bereits 60 Sekunden nach der Pause konnte nur ein Wuppertaler Abwehrbein den Ausgleich durch Güvenisik gerade noch auf der eigenen Torlinie vereiteln.
Nach einer starken Viertelstunde verletzte sich Joker Loose so schwer, dass er gegen Marc Lorenz ausgewechselt werden musste. Hatten die Preußen gerade eine gute Phase eingeläutet, machte ein erneuter Abwehrschnitzer durch Ndjeng den Ausgleichsplänen einen dicken Strich durch die Rechnung. Einen langen Ball schätzte der Defensivkicker als letzter Mann falsch ein, verlor das Laufduell gegen Kastrati und blieb zu allem Überfluss auch noch im Rasen hängen. Kastrati zog im Eins-gegen-eins vorbei an Buchholz, der sich nur noch mit einem Foul zu helfen wusste. Den fälligen Elfmeter verwandelte Wuppertals Michael Holt eiskalt in die rechte untere Torecke (59.).
Warum der SC Preußen aber auf Platz eins steht, zeigten die Münsteraner im Anschluss. Einen simple Idee von Kapitän Stefan Kühne, der das Leder einfach hoch und weit nach vorne drosch, verwertete Güvenisik mit einem cleveren Lupfer vorbei am herauseilenden WSV-Torwart zum 1:2-Anschluss (65.). Der SCP biss sich in die Partie zurück. Die Preußen wurden immer stärker. Ein klasse Freistoß von Linksfuß Lorenz (83.) und ein Schuss von Güvenisik knapp rechts neben das Tor (85.) leiteten die stürmische SCP-Schlussphase ein.
Massimo Ornatelli erlöste Münster mit einem feinen Linksschuss drei Minuten vor dem Spielende und rettete dem SCP zumindest einen Zähler. „Das ist ein Punkt für die Moral“, zeigte sich auch Fascher angesichts des Spielverlaufs letztlich einverstanden.