„Das ist immer ein kurzer Schockmoment“, gestand RWE-Trainer Uwe Erkenbrecher, nachdem er aus der Presse erfahren musste, dass sein im Sommer auslaufender Vertrag ebenso wenig verlängert wird wie der seines seines Kompagnons Ralf Aussem. Daher musste sich der 55-Jährige auch wohl kräftig auf die Zunge beißen, als er die Planungen für die kommende Saison bei Rot-Weiss Essen kommentieren musste. Schließlich kommt die Nicht-Verlängerung des Vertrags einer gefühlten Entlassung gleich. Zwar war die Konstellation mit zwei gleichberechtigten Trainern bundesweit einmalig im Profifußball, die Bilanz der beiden Coaches jedoch vorzeigbar. 1,67 Punkte holte das Duo in 21 Partien mit Rot-Weiss.
Daher betonte der Verein in der Pressemitteilung, die das Ende der Verträge zum Saisonende bestätigte, noch einmal ausdrücklich, dass Erkenbrecher und Aussem „durch ihre gute und von hohem Einsatz geprägte Arbeit unsere Mannschaft vom unteren in das obere Drittel der Tabelle geführt haben.“ Jedoch will der Fußball, den der Regionalligist angeboten hat, nicht recht dazu passen. Spiele wie gegen Wormatia Worms (0:3) oder auch Eintracht Trier, das die Mannschaft sogar mit 1:0 gewinnen konnte, trübten die Bilanz spürbar ein. Erkenbrecher ist dennoch enttäuscht. Und das nicht nur von der Art und Weise der Entscheidungsfindung. „Das ist aber nur eine Feststellung. Meine Meinung spielt jetzt keine Rolle mehr. Das lässt sich nicht mehr ändern“, weiß der Ex-Werder-Bremen- Profi.
Nun möchte man rein sportliche Beweggründe hinter der Personalie vermuten. Doch eine Formulierung in der Pressemitteilung legt noch ganz andere Hintergründe nahe. „Die Zusammenarbeit als gleichberechtige Trainer ist nach der Überzeugung des Vorstands aufgrund der geführten Gespräche nicht so störungsfrei erfolgt, dass diese über das Saisonende hinaus eine Zukunft haben könnte“, heißt es dort. Vorstandsmitglied Dr. Thomas Hermes glaubt ohnehin: „Nach der Entlassung von Thomas Strunz war die Zusammenarbeit ja keine Liebesheirat, sondern eher ein Zweckehe.“ Erkenbrecher betont jedoch: „Die Störungen habe ich so nicht unterschrieben“, räumt aber ein, dass es schon mal laut geworden sei. „Natürlich ist man nicht immer einer Meinung“, stimmt Aussem ein. Dennoch, Erkenbrecher ist überzeugt, dass man die weitere Zusammenarbeit „störungsfrei“ hinbekommen hätte. „Egal in welcher Konstellstation, ich hätte mir auf jeden Fall gewünscht, dass wir Gespräche führen und natürlich hätte ich mir auch eine gemeinsame Zukunft gewünscht“, sagt der 55-Jährige.
Dass die Motivation für die Restsaison darunter leiden wird, glauben die Trainer nicht. Aussem: „Alles, was noch besser läuft als jetzt, läuft auch besser für uns“, glaubt Aussem. Das erzwungene Ende einer Zweckehe.