Manchmal geben kleine Hintergründe größeren Ereignissen einen ganz neuen Anstrich. Zumindest muss der Auftritt beim 0:0 in Elversberg schon zu denken geben. Am Dienstag gingen Trainerteam, Vorstand und Mannschaft in Klausur. Inhalt der Sitzung: die neuen Gehaltsstrukturen oder zumindest das, was sich der Verein für die kommende Saison darunter vorstellt.
Kurz gefasst: Leistung soll sich lohnen, aber eben auch nur Leistung. Den Kickern geht es ans Grundgehalt, schließlich muss der Klub den Etat deutlich beschneiden. Im Erfolgsfall soll den Profis ein Prämiensystem jedoch ermöglichen, das gleiche zu verdienen wie bisher. „Wir haben das sehr transparent gehalten und müssen nun sehen, wer den Weg mitgeht und wer nicht.“
Zunächst lag der den Spielern jedenfalls schwer im Magen. „Im Moment herrscht Schockstarre, aber die wird sich wieder lösen“, versichert Trainer Uwe Erkenbrecher. Zumal die Mannschaft sich grundlegend einverstanden gezeigt habe. „Die Einsicht, dass die sportlichen Ziele nunmal nicht erreicht worden sind ist da und einen Teil des Geldes können sich die Spieler ja wieder holen.“
Die Verhandlungen können also beginnen. Zwölf Verträge laufen ohnehin noch für die nächste Saison. Doch auch mit den entsprechenden Akteuren möchte der Verein nach Möglichkeit zu neuen Konditionen abschließen, obwohl dort natürlich die Verhandlungsbereitschaft der Spieler gefragt ist. Noch spannender wird es bei den Akteuren, deren Arbeitspapiere im Sommer auslaufen. Zwar wissen die beiden Trainer noch immer nicht, ob sie in der kommenden Saison weiterhin für Rot-Weiss Essen arbeiten, müssen die Kaderplanungen aber vorantreiben. Die Tendenz ist klar: Das Gros der Mannschaft soll beisammen bleiben, aber eben auch nicht alle. Da ist geschicktes Timing gefragt: „Wenn wir die einen wegschicken und die anderen absagen, wird es natürlich schwierig. Das richtige Wort ist wohl Interdependenz, es hängt alles voneinander ab“, weiß Erkenbrecher, betont aber: „Wenn die eine Tür zu geht, geht sie für einen anderen Spieler nicht wieder auf. Wenn wir mit jemandem nicht mehr planen, ist das eine grundsätzliche Entscheidung.“
Ralf Aussem (Foto: mmb).
Dass dem Verein nun ein Aderlass ins Haus steht, befürchtet zumindest Trainerkollege Ralf Aussem nicht: „Man muss sich immer noch überlegen, ob es nicht attraktiver ist, sich auf einem Tableau vor 6.000 bis 8.000 Zuschauern und etlichen Scouts zu präsentieren oder woanders zu gleichen oder schlechteren Konditionen zu unterschreiben. Außerdem ist es ja nicht so, dass die Vereine Schlange stehen.“
Anders verhält es sich bei potenziellen Zugängen. „Das ist ein Wahnsinnsgeschäft geworden, unsere E-Mail-Konten sind voll“, berichtet Erkenbrecher. Das Augenmerk der Trainer richte sich dabei vor allem auf Spieler aus der 3. Liga und der Regionalliga. Es gehe vor allem darum, Stabilität in die Mannschaft zu bekommen. Erkenbrechers Ansichten taugen wohl zum Motto der kommenden Wechselperiode: „Das Beispiel Red Bull Leipzig zeigt, dass man mit deutlich überqualifizierten Spielern den Aufstieg erzwingen kann. Das geht aber nur mit extrem viel Geld. Uns hilft nur Stabilität weiter.“