Es war so richtig schön besinnlich an der Hafenstraße. Inmitten eines immer dichter werdenden Schneetreibens wurden 6303 Zuschauer im Georg-Melches-Stadion von einem klitzekleinen Vorweihnachtswunder. Zwar begann bei Rot-Weiss Essen in den letzten Minuten das obligatorische große Zittern, doch diesmal mit Happy End: RWE belohnte sich für beherzte und mitunter sogar ansehnliche 90 Minuten und schloss das unliebsame Kapitel Fußballjahr 2009 mit einem 1:0 (1:0)-Sieg gegen die Zweitvertretung des Erzrivalen vom FC Schalke 04.
Dabei strickten die Gastgeber bereits fleißig an der nächsten tragikomischen Episode einer drückenden Feld- und Chancenüberlegenheit und dem Tor, das einfach nicht fallen möchte. Sascha Mölders (3., 11., 18.), Mike Wunderlich (5.), Sebastian Stachnik (23.) oder Markus Kurth (36.) - einer hätte die Hausherren längst in Führung schießen müssen. Doch mit dem letzten Ballkontakt des ersten Durchgangs sollte erst die Führung fallen. Das 1:0 durch - ja, wen eigentlich? Markus Neumayr hatte geflankt, so viel war klar. Stachnik versuchte den Abschluss und der eigentlich glänzend aufgelegte S04-Keeper Lars Unnerstall verlor kurzfristig den Überblick, der Ball trudelte auf der Linie entlang. Kurth verstand das zu nutzen und drosch das Leder ins Netz. Nachdem zunächst Kurth der Treffer gutgeschrieben wurde, sollte wenig später Stachnik Siegtorschütze sein, konnte aber selbst nur wenig Aufklärungsarbeit leisten: "Ich weiß auch nicht, ob er schon hinter der Linie war. Wenn der Stadionsprecher sagt, ich habe ihn gemacht, dann habe ich ihn gemacht."
Viel mehr geschah auch im zweiten Durchgang nicht mehr, weil die Schalker sich offensichtlich sehr schwer taten mit den widrigen Bedingungen, allerdings auch eine bemerkenswert blutleere Vorstellung ablieferten. Einzig in den Schlussminuten drehten die Königsblauen ein wenig auf. Zunächst hatte Mölders das leere Tor und die mögliche Entscheidung (85.) verpasst, ehe es plötzlich noch mal große Aufregung im Essener Strafraum gab, weil sich die Hausherren kaum noch befreien konnten. Diesmal war das Glück jedoch mit den Essenern. Und verdient war's ja auch. Das musste selbst der Schalker (Noch-)Trainer Oliver Ruhnert anerkennen: "Aufgrund der Torchancen, die vorhanden waren, sicherlich ein verdienter Erfolg." Allein sein Torwart Unnerstall habe eine höhere Niederlage verhindert. "In der Bundesliga hätte man nach so einer Leistung das Prädikat Weltklasse vergeben", meinte Ruhnert. "Nichtsdestotrotz kann so ein Spiel auch unentschieden ausgehen. Einen Punkt hätte die Mannschaft aufgrund der kämpferischen Leistung vielleicht auch verdient. Das Team hat alles gegeben."
Das konnten die beiden RWE-Trainer ihrem Team allemal attestieren: "Wir sind zum wiederholten Mal sehr konzentriert in die Partie gekommen. Man muss die Mannschaft absolut loben, wie sie die Spiele annimmt und sich präsentiert", lobte Uwe Erkenbrecher und atmete auf: "Wenigstens gab es einen versöhnlichen Jahresabschluss. Leider gibt es gegen Schalke aber auch nur drei Punkte. Lieber wären mir sechs."