Droht der SG Wattenscheid in der Oberliga Westfalen nun auch noch ihr größtes Faustpfand zu schwinden? Nach dem schwachen Auftritt bei der 0:2-Niederlage gegen den TuS Ennepetal forderten die SGW-Anhänger ihre Mannschaft unter Pfiffen zur - aufgrund der Baustelle - improvisierten Fankurve und taten ihren Unmut kund.
Vorwurfsvolle Sätze prasselten auf die enttäuschten Spieler ein und verdeutlichten, dass die Geduld der Zuschauer langsam am Ende ist. Nicht nur, weil der Traditionsklub in diesem Kalenderjahr noch kein Spiel im Lohrheidestadion gewinnen konnte - die Fans haben gar Angst, dass „Nullneun“ bald den Gang in die Verbandsliga antreten muss.
Vorne mit dabei: Marvin Schurig und Nico Lucas, die als erfahrene Führungspersonen ihren Kopf hinhielten und den Austausch mit dem schwarz-weißen Anhang suchten. Als schließlich auch Cheftrainer Engin Yavuzaslan dazu stieß und die Gesprächsführung an sich zog, entspannte sich die Lage.
Einmal mehr wird deutlich: Mit Tabellenplatz 18 in der Oberliga Westfalen und zehn Niederlagen aus zwölf Saisonspielen ist die Lage bei der SG Wattenscheid mehr als angespannt. Im Interview mit RevierSport gab Mannschaftskapitän Lucas einen Einblick in seine aktuelle Gefühlswelt.
Nico Lucas, beim Gespräch mit den Fans waren Sie ganz vorne mit dabei. Wie lief der emotionale Austausch und was wurde gesagt?
Der Austausch war noch relativ sachlich für die heikle Situation, die wir hier gerade vorfinden. Die Fans haben in gewisser Weise ihren Unmut geäußert, was ich verstehen kann. Das war aber größtenteils absolut im Rahmen. Momentan ist es für uns alle nicht einfach.
Gegen den TuS Ennepetal hat sich die Mannschaft einiges vorgenommen. Dennoch war bei der 0:2-Niederlage wenig davon zu sehen. Wie haben Sie das Spiel erlebt?
Wir haben kein gutes Spiel gemacht - vor allem im Vergleich zur Vorwoche, wo wir in Schermbeck nach einer wirklich ordentlichen Leistung unglücklich verloren haben. Davon haben wir nicht mehr viel aufs Feld gekriegt. Im Prinzip war das ein typisches 0:0-Spiel. Ein Unentschieden würde uns zwar nicht großartig weiterbringen, aber es wäre zumindest mal ein kleines Erfolgserlebnis. Aktuell befinden wir uns jedoch in einer Lage, in der wir es nicht schaffen, die Null zu halten - so haben wir uns wieder zwei Gegentore gefangen und selbst dieses Spiel verloren.
Wieso ist es nicht gelungen, den Schwung aus diesem "Mutmacher-Spiel“ gegen den SV Schermbeck mit in die nächste Aufgabe vor heimischer Kulisse zu nehmen?
Darauf hätte ich auch gerne eine Antwort. Es nicht definitiv nicht so, dass wir nicht wollen oder mit der falschen Einstellung ins Spiel gehen. Aber wir treffen haufenweise falsche Entscheidungen und machen brutale individuelle Fehler. Wir haben vier Punkte auf dem Konto - da kommt dann auch der Kopf dazu. Irgendwann setzt eine gewisse Blockade ein. Die Enttäuschung und Trauer ist gerade extrem groß. Es bleibt uns aber nichts anderes übrig als am kommenden Sonntag einen neuen Anlauf zu nehmen.
Auch seit dem Trainerwechsel von Christian Britscho zu Engin Yavuzaslan bleibt der Erfolg aus. Wurden im Endeffekt zu wenig Rädchen als nötig gedreht und zu wenig Optionen gezogen, um die sportliche Wende einzuleiten?
Letzten Endes sind wir diejenigen, die auf dem Feld stehen und es Woche für Woche nicht geschissen kriegen. Das liegt nicht am einem und auch nicht am anderen Trainer. Die tun alle schon ihr Bestmögliches. Es liegt an uns Spielern. Es geht auch nicht mehr darum Optionen zu ziehen oder etwas umzustellen. Wir müssen einfach zusehen, dass wir endlich unsere Qualität, gepaart mit der richtigen Einstellung und dem letzten Willen aufs Feld kriegen. Darauf kommt es an. Allein wir sind jetzt gefragt, müssen Leistung zeigen und die Punkte einfahren.