Ein Federstrich und fertig: Zwei Vereine, über 20 Mannschaften und rund 400 Aktive sind von einem Tag auf den anderen ohne Platz und müssen zunächst zusehen, wie sie klar kommen. Die Stadt Velbert hat die Sportanlage Am Berg aus Sicherheitsgründen gesperrt. Bis auf Weiteres. Oberligist SSVg Velbert und A-Ligist Türkgücü Velbert müssen draußen bleiben – beide Vereine sind stinksauer.
Die vorläufige Sperrung selbst nehmen sie sogar noch hin. Dem eh völlig herunter gekommenen Kunstrasen hat die Hitze der letzten Wochen den Rest gegeben. Granulatklumpen rollten über den Berg. Zwei Dinge stoßen den Vereinsverantwortlichen aber übel auf: Zum einen habe ihnen die Stadt bislang keine Ausweichlösung angeboten, zum anderen sei das derzeitige Desaster vorhersehbar gewesen.
„Wir weisen die Stadt seit Jahren auf die Probleme hin, sowohl auf die Zustände im Stadion, als auch Am Berg“, betont der SSVg-Vorsitzende Oliver Kuhn. Sogar vor dem Fall, dass der Berg völlig dicht gemacht werden müsse, hatte der 2. Vorsitzende Jens Klein in einer Mail an die Stadt gewarnt. „Was ist, wenn der Spielbetrieb am Berg eingestellt werden muss, weil die Unfallgefahr zu groß wird? Wo trainieren dann unsere Niederrheinliga-Teams, die Landesliga-Damen, die U23 und die anderen Nachwuchsteams?“ Das fragte Klein im Oktober 2017. Auf die Antwort warten sie bei der SSVg Velbert noch immer.
SSVg hat vor dem Desaster gewarnt
Dass derzeit ein neues Fußball-Stadion im Sportzentrum gebaut wird, hilft ihr im Moment gar nicht. „Das kann in einem Jahr fertig sein, vielleicht aber auch erst 2020“, so Kuhn. In der Zwischenzeit müsse dringend etwas getan werden, zumal sich die SSVg nun den Beschwerden der Sportler und der Eltern aussetzen muss – „zu Recht“, wie die SSVg-Verantwortlichen betonen. Sie erwarten von den städtisch Verantwortlichen eine rasche unkomplizierte Hilfe, die eine sichere und bis zum Schluss garantierte Nutzung der Anlage „Am Berg“ gewährleiste.
„Kurzfristige Flickschusterei helfen nicht, da wir erfahrungsgemäß in zwei Monaten wieder vor den gleichen Problemen stehen“, bekräftigt der Vorsitzende Oliver Kuhn.
Die ersten Partien sind übrigens schon ausgefallen, das Kreisliga-Spiel von Türkgücü fiel ebenso den Granulatklumpen zum Opfer wie das Bezirksliga-Spiel der U 23 der SSVg. Allerdings hatten die Männer-Mannschaften schon begonnen, bei Frauen- und Jugend-Mannschaften ist noch Pause. Für sie startet die Saison in Kürze — oder auch nicht, je nachdem, ob und wo sie Unterschlupf finden.
Türkgücü Velbert fühlt sich eh seit der Schließung des Stammplatzes am Wasserturm „hin - und her geschoben“, wie der Verein auf Facebook beklagt. Er sei zwar freundlich bei der SSVg aufgenommen worden, doch Am Berg, der vielen Mannschaften Spiel- und Trainingsbetrieb ermöglicht, sei er doch etwas „beengt“.
Die SSVg-Verantwortlichen haben zu ihren Heimat-Verhältnissen auch einiges anzumerken: „Am Berg haben wir einen Jugendraum , der kaum größer als eine Garage ist, Im Stadion, der Christopeit Sport Arena, wurde ebenfalls seit nahezu 15 Jahren kein Euro investiert“, heißt es in einer Presse-Mitteilung.
[b]Kaum einen Euro mehr investiert[/b]
Welche Anstrengungen nun die Stadt in die Lösung des Problems investiert, wollte auch die WAZ wissen, aber da war sie gestern bei ihrem Anruf um 14.25 Uhr wohl zu spät. Beim Sport- und Gebäude-Management könnten uns gleich zwei Mitarbeiter kompetent Auskunft geben. Aber heute nicht mehr. Beide seien zu dringenden Terminen unterwegs. So warten nicht nur die Vereine auf Antworten.
Autor: Ulrich Tröster