Druck ist beim ETB Schwarz-Weiß Essen nicht Neues. Vor dem ersten Saisonspiel gegen den Aufsteiger SC Velbert gab es am Uhlenkrug davon wieder genug: regio2go, Schicksalsjahr, Aufstieg. Diese Begriffe geisterten durch das von 300 Zuschauern besuchte altehrwürdige Stadion, als die Mannschaft von Manfred Wölpper auf die Wundertüte aus der Nachbarstadt traf- und am Ende den Kürzeren zog.
Aber alles der Reihe nach. Zunächst wurde es das erwartete zähe Spiel, denn „die Aufsteiger hast du am Anfang nicht so gerne. Die haben noch nichts zu verlieren“, wusste ETB-Trainer Manfred Wölpper schon vor der Partie gegen den Sportclub um die schwere Aufgabe. Seine Mannschaft trug den Rest zu einem wenig ansehnlichen, aber ausgeglichenen Spiel in Halbzeit eins bei, in der der ETB den Löwenanteil an Ballbesitz und die ein oder andere Chance hatte. Etwas Zwingendes war nicht dabei.
Das lag nicht zuletzt an der organisierten Defensive von Ralf vom Dorps Mannschaft. Tief stand der SCV und lief die Essener ab der Mittellinie mit zwei Spielern an. „Wenn der Gegner mit einer Fünfer- oder Sechserkette verteidigt ist es immer schwer“, stellte Wölpper fest. Top-Torjäger Marvin Ellmann bekam dadurch wenig Kanonenfutter und fand meist im Velberter Abwehrhünen Joshua Sumbunu seinen Meister, was den gewohnt impulsiven Wölpper an der Seitenlinie zum Ausrasten brachte. Der 60-Jährige musste vom Schiedsrichter sogar ermahnt werden.
Zehn Minuten nach Wiederanpfiff dann die Schlüsselszene des Spiels: Durch sein zweites, unnötiges Foul an der Außenlinie flog Sumbunu berechtigterweise vom Platz. Der ETB war somit mindestens 35 Minuten in Überzahl. Für den Sieg sollte diese Zeit doch eigentlich reichen. Und tatsächlich, die Hausherren schienen von der zahlenmäßigen Überlegenheit zu profitieren. Ellmann (57.), Tomasello (58.) und Erdogan (61.) verpassten in der besten ETB-Phase des Spiels jedoch die Führung. „Wir hätten noch öfter mal das Herz in beide Hände nehmen müssen und es versuchen sollen“, kritisiert Wölpper die mangelnde Entschlossenheit, entscheidender auf die Führung zu gehen.
Wie so oft im Fußball, sollte sich diese Nachlässigkeit und das Unvermögen des ETB am Ende als fatal herausstellen, denn die anhaltend anlaufenden Essener war anfällig für Konter. In der 69. Spielminute war es dann soweit: Langer Ball, SCV-Stürmer Ferhar Mumcu nimmt ihn an und legt quer auf Robin Hilger, der einschiebt. Führung Velbert und Katastrophen-Stimmung beim ETB. „Für mich war das klares Abseits. Schon beim ersten Pass steht Mumcu zehn Meter drin,“ schimpft Wölpper. Seine Schützlinge schaffen es nicht mehr zurückzuschlagen. Die deutlich bemerkbare Nervosität war einfach zu groß. „Es gab sechs Auswechselungen, mehrer Verletzungspausen und dann nur so wenig Nachspielzeit. Das war fragwürdig“, legte Wölpper noch nach. Seine Mannschaft hätte jedoch wahrscheinlich noch zwei Stunden spielen können und kein Tor erzielt. Dafür war der ETB, wie Wölpper es dann selbst zugibt, „nicht zwingend genug.“ So herrscht bereits nach Spiel eins miese Stimmung beim Aufstiegsaspiranten.
Autor: Philip Ronden