Das gallische Dorf zieht von Kray etwas weiter nördlich in der Stadt: Die Spvg. Schonnebeck schickt sich drei Spieltage vor Saisonende an, das Abenteuer Regionalliga tatsächlich in Angriff zu nehmen. Und bleibt bei aller Euphorie über die Tabellenführung total realistisch: „Selbst die Gallier waren gegen die römischen Legionen nicht so unterlegen wie wir, wenn wir tatsächlich den Aufstieg in die Regionalliga packen“, so Schonnebecks Sportlicher Leiter Christian Leben, bei dem seit Tagen das Telefon nicht mehr still steht. Berater bieten ihre „Spielerware“ feil und wollen ihre Klienten ins Regionalliga-Schaufenster stellen.
Dabei hat Leben momentan noch ganz andere Sorgen: Die Sportanlage Schetters Busch muss erst einmal auf Vierte Liga getrimmt werden. Vergangenen Freitag gab es mit der örtlichen Polizei eine inoffizielle Platzbegehung, bei der beide Seiten ihre Versionen vorstellten. Einig geworden ist man sich wohl, dass hinter dem „Kuchen-Container“ ein Zaun errichtet wird, um die Gästefans abzutrennen. Die sollen an der gegenüberliegenden Seite der kleinen Tribüne an der Eckfahne eine Stehstufen-Anlage errichtet bekommen, ausreichend für 300 bis 400 Gästefans. Verbunden mit einem separaten Zugang vom Parkplatz aus, um die meisten Heimspiele auf dem gewohnten Kunstrasenplatz ausführen zu können.
Denn klar ist natürlich aus Sicherheits-Aspekten, dass man für die möglichen Heimspiele gegen RWO, Aachen, RWE und den Wuppertaler SV auf jeden Fall umziehen müsste. Da auch der Hallo aus Sicherheitsgründen in der jetzigen Bauform keine Alternative darstellt, bliebe nur der Umzug in den Essener Süden zum Uhlenkrug, der zuletzt aus ähnlichen Gründen schon den FC Kray beherbergte.
Ausgenommen das RWE-Spiel, welches natürlich im Stadion Essen für das absolute Saison-Highlight sorgen würde. Für alle notwendigen Umbauarbeiten kalkuliert der Sportliche Leiter mit einer Summe im fünfstelligen Bereich, wobei Christian Leben hofft, dass die Stadt zumindest die Materialkosten übernimmt, die Arbeitsleistung würden die Schonnebecker aufbringen. Hier stehen die entsprechenden Gespräche mit den Stadtvertretern aber noch aus. Sponsoren stehen nicht Schlange Hart kalkulieren müssen die Schonnebecker das Abenteuer Regionalliga auch bei den Mehrkosten (Reisen, Sicherheitsdienst, Schiedsrichter-Mehraufwand), da läppert sich über die Saison ein hübsches Sümmchen zusammen, von der Leben heute noch nicht weiß, wie der Verein das stemmen soll, ohne ins Risiko zu gehen: „Nur mal ein Beispiel: Unser Hauptsponsor, die WMS Fenster & Türen GmbH, bringt uns weniger ein, als ein Timo Brauer bei RWE im Monat verdient.“
Und es sieht nicht so aus, als würden den Schwalbenträgern neue Sponsoren die Türen einrennen: „Es gibt in der Stadt wenig Bereitschaft, etwas zu machen, jeder fragt nach dem Mehrwert, da fehlen uns einfach die Beziehungen. Viele Vereine in Essen streiten sich um den immer selben Kuchen“, so seine Erfahrung. Darum sieht Leben den Aufstieg nicht gerade euphorisch. Sein Motto lautet vielmehr: „In einem Jahr sind wir dann wieder da, die Oberliga wäre uns in der übernächsten Saison sicher.“
Auch Trainer Dirk Tönnies sieht das Ganze realistisch, wobei er den Tabellenstand schon mit einem Grinsen betrachtet. „Wir haben es zum ersten Mal selbst in der Hand. Nun wird es darauf ankommen, die letzten drei Spiele mit der nötigen Lockerheit anzugehen, wir haben auch jetzt absolut nichts zu verlieren.“ Derweil wird hinter den Kulissen am Team gebastelt. Für Kevin Barra, der eine Lücke im Mittelfeld reißen wird, hat man nun wohl adäquaten Ersatz gefunden. Ein junger talentierter Spieler, um den sich viele gerissen haben. Und ein Essener Jung. Typisch Schonnebeck.