Und die ist prall gefüllt. Vor jedem Duell erzählt der Duisburger Trainer seiner Mannschaft eine Geschichte und triff jedes Mal den Nerv der Akteure. "So einen engagierten Coach wie Michael habe ich noch nie erlebt", zieht Keeper Andreas Kossenjans vor dem ehemaligen Emder den Hut.
Denn mit seinen Ansprachen sorgt Boris für Aufsehen. Vor dem ersten Spiel in Dattenfeld erzählte er eine Geschichte über die DJ-WM 1974. "Damals ist ein Deutscher nach England gefahren, ist bei diesem Battle ständig ausgebuht worden und hat dennoch gewonnen", berichtet Boris, der mit dem Auftakt-Zähler einverstanden war. "So habe ich den Jungs klar gemacht, dass wir auch eine Schlacht vor uns haben, in der es vollkommen egal ist, was andere über uns sagen. Hauptsache ist, dass wir alles geben." Gegen Straelen sollte dann der Punkt vergoldet werden. Mit dem Klassiker "An jedem verdammten Sonntag" und der Brandrede von Al Pacino machte er seine Elf heiß, ein 2:0-Erfolg sprang heraus.
Dann kam der Auftritt bei der Kölner Reserve. "Ich habe von zwei Goldgräbern gesprochen, die ihre Satteltaschen mit Steinen vollpacken sollen", erinnert sich Boris. Der Hintergrund: Der eine nahm nur eine mit, weil er mit Steinen nichts anfangen kann. Der andere machte sich die Taschen voll. Am Ende verwandelten sich die Steine jedoch in Gold und beide ärgerten sich. Der Erste, weil er nur einen einsteckte, der andere fragte sich, warum er nicht noch mehr mitgenommen hatte? "Meine Intention war damit, dass man immer mehr will - auch in Köln." Doch der Schuss ging mit 0:1 nach hinten los.
"Als die Partie gegen Kleve anstand und sich ein wenig Frust einschlich, habe ich die Leute gefragt, wer Buzz Aldrin ist", nahm Boris die Mondlandung zum Anlass für die nächste Motivationsspritze. "Aldrin kennt kaum jemand, weil er der zweite Mann auf dem anderen Planeten war. Neil Armstrong kennt aber jeder. Also müssen wir uns anstrengen, auch immer Erster zu sein, denn sonst sind die Kameras schon wieder abgebaut." Boris' ehrlicher Nachsatz nach der 1:3-Klatsche: "Leider waren wir nicht einmal in der Rakete."
Für Boris selbst sind solche Maßnahmen normal. Der 32-Jährige schaute sich ähnliche Aktionen von seinem damaligen Kickers-Chef Marc Fascher ab. "Das ist nicht kopiert, sondern mein Repertoire ist unerschöpflich", berichtet Boris, der seiner Elf auch schon einmal in Servietten eingepackte Bonbons überreichte. In dem von Kindergeburtstagen her bekannten Säckchen, die seine Freundin Ina bastelte, waren dann auch Zettel versteckt, auf denen drei Punkte, ein Zähler oder Siegprämie stand. "Ich habe den Jungs einfach nur gesagt, dass sie sich vorm MSV II nicht verstecken sollen. Wenn doch, können sie ja rüber gehen und schon vorher ihre Geschenke mit den dazugehörigen Punkten abgeben. Oder sie beschenken sich eben selbst." Am Ende sprang wenigsten ein 1:1 dabei heraus.
Vor der 2:3-Niederlage gegen die kleine Fortuna aus Düsseldorf zeigte Boris dann das Mega-Konzert von Weltstar Robbie Williams. "Meine Spieler sollten sehen, dass selbst so ein Mann nervös ist. Der hatte vor 90.000 Menschen in Knebworth natürlich die Hosen voll, hat dennoch eine tolle Show angeliefert."
Auch das Kalenderblatt seiner Mutter Hannelore in Velbert (0:2) ging nicht auf. Neben dem Foto eines platten Fußballs stand der Satz: "Der Charakter einer Mannschaft zeigt sich, wenn schon ein bisschen die Luft raus ist." Boris erklärt: "Man darf nicht müde werden, aber leider haben wir uns immer selbst geschlagen. Aber mein Motto ist: Wenn man selbst nicht brennt, kann man auch niemanden anzünden!"
Und deswegen griff er nun zu Rocky. "Meine Jungs sollen immer mehr Willen zeigen als der Gegenspieler", freut sich Boris über den 2:0-Erfolg über Speldorf. "Fußball kann doch die ganze Liga spielen. Wir müssen aber kämpfen. Um das Selbstvertrauen wirklich bis zum letzten heraus zu kitzeln, bediene ich mich solcher Maßnahmen."
Mit Rocky II ist sein Konzept jedenfalls aufgegangen, denn die Kicker liefen mit Tunnelblick und Schaum vor dem Mund auf. "Ich habe ihnen mit der DVD klar gemacht, dass sie sich aussuchen können, ob sie in einer sehr schwierigen Situation noch einmal aufstehen wollen oder nicht. Ich denke, die Antwort ist eindeutig. In Homberg lebt die Rocky-Mentalität."