Natürlich grüßt der Neuling noch immer von der Tabellenspitzen, dennoch ist es für Trainer und Mannschaft eine ungewohnte Situation, aus der jetzt gelernt werden muss.
Ob es am Hype um den Aufsteiger, die eingestellte Selbstzufriedenheit oder vielleicht auch etwas an der Selbstüberschätzung liegt, erklärt Josef Cherfi im Gespräch mit RS.
Josef Cherfi, was ist los? Wir haben die erste Hälfte gegen Hilden komplett verschlafen. Ich bin in der Pause dann etwas lauter geworden und brauchte auch nur ein paar Minuten, um mit den Jungs zu sprechen, weil mich der erste Durchgang schon sehr erschrocken hat.
Woran liegt es? Die Mannschaft hat noch nicht ganz begriffen, dass sie im jedem Spiel alles abrufen muss. Das ist schon in den letzten spielen, die wir auch noch gewonnen hatten, unser Problem. Technik können die anderen auch, aber wenn man nicht dagegen hält, liegt man ganz schnell hinten. Wir haben auch einige junge Burschen dabei, die mit dem Hype nach unserem guten Start vielleicht nicht umgehen konnten, denn das Drumherum ist schon gewaltig gewesen.
Sie haben immer auf die Euphoriebremse getreten. Auf die Bestätigung hätten Sie aber gerne verzichtet, oder? Ich hätte nichts dagegen gehabt, Unrecht zu haben. Aber ich muss auch betonen, dass ja nichts passiert ist: Der Aufstieg ist nicht unser Ziel. Und das Gute ist, dass wir jetzt wissen, woran wir arbeiten müssen.
Woran? Wir müssen verstehen, dass wir immer an unsere Grenze gehen müssen. Sobald wir zurückstecken, wird es schwer. Das ist ein Lernprozess, der nun aber hoffentlich eingesetzt hat. Denn am Sonntag wartet mit Bocholt das nächste Kaliber auf uns, dort möchte ich aber eine Reaktion sehen.
Macht sie sich gestiegene Erwartungshaltung auch im Verein bemerkbar? Der Erfolg weckt natürlich Begehrlichkeiten, aber die Verantwortlichen bleiben auf dem Teppich. Wir wollen alle nur so schnell wie möglich 45 Punkte haben, damit wir gesichert sind, der Rest ist Bonus. Die Fans möchten aber natürlich mehr, sie wollen uns immer siegen sehen. Wir haben seit Saisonbeginn auch mehr Zuschauer als vorher, was die positive Entwicklung des gesamten Klubs unterstreicht, allerdings müssen die Zuschauer auch Geduld haben. Unser Entwicklungsprozess ist noch nicht abgeschlossen.
Wie macht sie die „positive Entwicklung des Klubs“ denn noch bemerkbar? Wir haben einige Interessenten für Probetrainings. Für uns ist das ein neues Gefühl, denn in unserer Abstiegssaison vor zwei Jahren wollte niemand zu uns, obwohl wir gesucht hatten. Jetzt bieten sich die Spieler aber reihenweise an.
Werden Sie im Winter personell noch einmal nachlegen? Eigentlich ist es nicht vorgesehen, dass wir auf dem Transfermarkt aktiv werden. Allerdings wird sich bei unserem Langzeitverletzten Stefan Linser erst am Donnerstag beim MRT entscheiden, ob er am Meniskus, oder doch am Kreuzband verletzt ist. Sollte sich Letzteres bestätigen, müssen wir uns umschauen und ihn irgendwie ersetzen.