Am 22. Dezember 2011 wurde Koc vom Landgericht Berlin wegen schweren Raubes und Körperverletzung zu einer Haftstrafe von drei Jahren und neun Monaten verurteilt. Sein Vertrag beim damaligen Drittligisten SV Babelsberg wurde mit sofortiger Wirkung gekündigt. Im Herbst 2012 durfte der 24-jährige Zweitligaspieler aufgrund einer guten Sozialprognose seine Haft im offenen Vollzug absolvieren und war ab sofort ein sogenannter "Freigänger".
Der SV Babelsberg unterstütze ihn in seinem Resozialisierungsprozess und Koc erhielt einen Einjahresvertrag bei den Filmstädtern. Ende Dezember 2013 wurde der Fußballprofi vorzeitig aus der Haft entlassen und unterschrieb im Januar 2014 einen Kontrakt beim SC Paderborn, der kurz vor dem Bundesligaaufstieg steht. Koc gehörte zuletzt zu den Stammkräften der Ostwestfalen. Diese Geschichte klingt wie ein Märchen. Von solch einem träumt auch Daniel Keita-Ruel.
Ähnlich wie Koc wurde auch der gebürtige Wuppertaler Keita-Ruel, der der "Big-Boy-Bande" angehörte, aufgrund von bewaffneten Überfällen verurteilt. Seine Strafe: fünf Jahre und sechs Monate. Mittlerweile verbüßte der einstige Drittligaspieler 31 Monate seiner Haftstrafe. Jetzt hofft er in den offenen Vollzug verlegt zu werden. "Er hat Dummheiten begangen und seine Strafe erhalten. Aber Keita ist kein schlechter Mensch und hat eine zweite Chance verdient", findet Silvio Pagano. Der Spieler des Regionalligisten Viktoria Köln ist seit Jahren mit Keita-Ruel befreundet und beide haben auch eine gemeinsame Vergangenheit beim Wuppertaler SV. Pagano besucht seinen Kumpel regelmäßig in der Justizvollzugsanstalt Düsseldorf.
Fitnesszustand wie zu besten Zeiten
Hier trainiert der schlaksige Stürmer mit französischen Wurzeln bis zu drei Stunden täglich. "Ich laufe täglich 45 Minuten und verbringe den Rest im Fitnessraum. Mein Gewicht von 85 Kilo konnte ich bis heute halten. Ich bin körperlich in einem einwandfreien Zustand", erzählt Keita-Ruel. Dieses gute Fitnesslevel will der ehemalige Mönchengladbacher auch unbedingt halten - warum? Weil er auf eine zweite Chance im Fußballgeschäft hofft. "Wie Süleyman Koc", sagt der einstige deutsche U17- und U19-Junioren-Nationalspieler. Noch im Mai, so hofft Keita, darf er das monotone Leben in der JVA hinter sich lassen und nach harten Jahren im Knast wegen guter Führung und einer guten Sozialprognose das Gefängnis vorerst als Freigänger verlassen. "Wie Koc", wiederholt Keita und fügt an: "Süleyman ist auch mit dem Gesetz in Konflikt geraten und hat daraus gelernt. Über den Fußball wurde er resozialisiert. Ich hoffe auch auf eine zweite Chance und will diese nutzen."
Ratingen 04/19 will Keita eine zweite Chance geben
Koc wurde einst von seinem Ex-Klub Babelsberg wieder aufgenommen. Ratingen 04/19 könnte Keita-Ruel eine solche Möglichkeit bieten. "Es gibt Kontakt und wir würden ihm auch die Chance geben. Nur ist immer noch offen, ob und wann er als Freigänger das Gefängnis verlassen darf. Mit Petra Duhr, unserer Geschäftsführerin und unserem Trainer Peter Radojewski hat Keita-Ruel natürlich alte Wuppertaler Bekannte. Ich kenne ihn nur als Wuppertaler Spieler aus meiner Trainerzeit bei Rot-Weiss Essen", sagt Michael Kulm, Sportlicher Leiter in Ratingen.