Das Land der Paragraphenreiter - ein Kommentar
Das Land der Dichter und Denker. Seit dem 17. Jahrhundert wird Deutschland so beschrieben. Doch trifft das heute auch noch zu? Oder müsste es nicht viel eher heißen: Das Land der Richter und Querdenker? Denn Paragraphenreiten hat sich zu einem Volkssport entwickelt. Mit einer unbelehrbaren Borniertheit versucht eine immer größer werdende Zahl Menschen, Recht und Ordnung durchzusetzen.
Das Argument, zum Wohle der Gesellschaft handeln zu wollen, wird dabei allzu gerne vorgeschoben, weil sich der benötigte Paragraph in irgendeinem Gesetzbuch wiederfindet, oder zumindest so interpretiert werden kann, wie es in der Situation gerade benötigt wird. Allerdings steht meist nicht die Gesellschaft, sondern nur das eigene Wohl im Vordergrund. Diesen Eindruck vermitteln jedenfalls die Anrainer des FC Kray.
Obwohl die Sportanlage seit Jahrzehnten an der selben Stelle steht, die naheliegende A40 laut Lärmschutzgutachten viel lauter ist als die Fans, die alle 14 Tage Fußball genießen und dabei auch feiern, reizen sie jedes juristische Schlupfloch aus, um den „Lärm“ zu unterbinden. Sicherlich ist es störend, wenn Gesänge oder Trommeln die Ruhe des Sonntagnachmittags stören. Aber steht das im Verhältnis zu einem Rechtsstreit? Nein!
Denn eins ist klar: Sollten die Anwohner Recht bekommen, droht in Zukunft jedem Klub, der im Wohngebiet liegt, eine Klagewelle. Jubeln, klatschen, singen – Emotionen, von denen der Sport lebt, sind dann verboten. Ein Todesurteil für den Fußball. Und warum? Weil sich Paragraphenreiter lieber als Richter inszenieren, anstatt nachzudenken, dass es die Vereine sind, die der Gesellschaft wirklich helfen.