Sowohl in der Bundesliga als auch im Amateurbereich dominieren die reichsten Klubs das Geschehen. Sicherlich gibt es überall auch mal eine Ausnahme, doch grundsätzlich gilt: Geld schießt Tore und garantiert damit den Erfolg.
Das wissen die Speldorfer nur allzu gut. Seitdem der VfB wirtschaftlich nicht mehr auf Rosen gebettet ist, zeigt die Formkurve steil nach unten. Mit gerade einmal zwölf Pünktchen aus 17 Spielen stehen die Grün-Weißen auf einem Abstiegsplatz. Zudem haben sie die drittschlechteste Offensive (18 Tore) und viertlöchrigste Abwehr der Liga (39 Gegentreffer).
In der Breite fehlt die Qualität
Der Grund für den Crash liegt auf der Hand, denn aufgrund der fehlenden Kohle musste ein Billigkader zusammengestellt werden. Zwar haben es Manager Ingo Pickenäcker und Trainer Oliver Röder geschafft, auch qualitativ hochwertige Spieler vom VfB zu überzeugen, doch in der Breite fehlt den Mülheimern die Qualität.
Das weiß auch Pickenäcker. Der Ex-Profi ist für seine schonungslosen Analysen bekannt und nimmt auch jetzt kein Blatt vor den Mund: „Wir wussten, dass wir vor einer sehr schweren Saison stehen, aber dass wir nur zwölf Punkte haben, ist schon erschreckend.“
Weil aufgrund der fehlenden Wirtschaftskraft in der Winterpause keine personellen Korrekturen vorgenommen werden können, müssen die Speldorfer mit dem vorhandenen Personal auskommen und versuchen, dass Unmögliche möglich zu machen. „Wenn am Ende nur vier Mannschaften absteigen sollten, haben wir eine Chance“, meint Pickenäcker.
Der Abstieg würde dem VfB „nicht das Genick brechen“
Allerdings weiß er auch: Sollte sich die Zahl auf sechs oder gar sieben Teams erhöhen (Die Zahl ist von den niederrheinischen Absteigern aus der Regionalliga abhängig), wird es im nächsten Jahr wahrscheinlich keinen Oberligafußball mehr in Mülheim geben.
Auf die Frage, ob ein Abstieg in die Landesliga dem VfB das Genick brechen würde, entgegnet der ehemalige Essener Rot-Weisse: „Das glaube ich nicht, denn weniger Zuschauer hätten wir dort auch nicht.“
Allerdings würde sich wahrscheinlich personell einiges ändern. Ob Pickenäcker als auch Röder bereit sein würden, die Ochsentour mitzumachen, darf bezweifelt werden. Und weil das Duo für den Verein schlichtweg unverzichtbar ist, würde die Zukunft eine Klasse weiter unten sicherlich nicht besser aussehen.
„Die Lücke ist noch nicht zu groß“
Allerdings ist auch der Ist-Zustand katastrophal. „Zuletzt wurden wir von Hilden hingerichtet“, erinnert sich Pickenäcker mit Schrecken an das 0:6-Heimdebakel. „Mit dieser Leistung haben wir sicherlich nichts in der Oberliga verloren. Aber wir müssen das Spiel schnellstens abhaken und uns auf unsere Chance konzentrieren. Denn die Lücke zum rettenden Ufer ist noch nicht zu groß.“
Doch am Sonntag scheint sie kaum kleiner werden zu können, denn der VfB tritt beim Mitfavoriten in Hiesfeld an. Eine schier aussichtslose Aufgabe, schließlich konnten die Mülheimer von acht Versuchen in der Fremde lediglich einen Zähler ergattern. „Mit Hiesfeld können wir uns nicht messen, sondern nur überraschen“, weiß Pickenäcker: „Aber danach haben wir zwei Heimspiele gegen Bösinghoven und Uedesheim, in denen wir dann auch punkten müssen.“
Und damit dann vielleicht doch beweisen, dass Rehhagel nicht ganz Unrecht hat...