Für die Mülheimer ging es um viel: In den letzten acht Partien verlor der VfB ganze sieben Mal. Vor dem Spiel hatte man bereits acht Punkte Rückstand zum rettenden Ufer. Der Gegner Kapellen-Erft steckt mit seinen 18 Punkten im untersten Mittelfeld und muss nach der Niederlage aufpassen, nicht unten reinzurutschen.
Beiden Mannschaften merkte man anfangs aber kaum an, um was es ging. In der ersten halben Stunde bestimmten Fehlpässe, Ungenauigkeiten und kleine Fouls das Spiel. Nur einmal kam ernsthafte Gefahr vor dem Gästetor auf: Tim Seidel drosch das Leder aus 25 Metern an die Latte (20.). Zweimal zappelte der Ball daraufhin allerdings im Netz von VfB-Schlussmann Michael Strzys: Beim ersten Mal stand Sven Raddatz zuvor im Abseits (37.), beim zweiten Mal wurde der Speldorfer Keeper von einem Gegner im Fünfmeterraum angegangen (40.).
Direkt danach fiel aber der so wichtige Führungstreffer für Speldorf: In der 41. Minute verlängerte Innenverteidiger Baris Atas auf Blerton Balaj, der per Kopf das 1:0 erzielte. Dieses Tor tat dem Spiel gut. In der zweiten Halbzeit zeigten beide Teams mehr Einsatz. Die Gangart wurde allerdings zunehmend ruppiger. „Die Mannschaft ist angekommen im Abstiegskampf“, meinte Linksverteidiger Metehan Gürbüz, der später noch zum Mann des Spiels avancieren sollte.
Kapellen-Erft war nach dem Seitenwechsel allerdings zunächst die spielbestimmende Mannschaft. Das Team von Ex-RWO-Spieler Chiquinho drängte auf den Ausgleich, die 15 Minuten nach der Pause war die beste Phase der Gäste. Raddatz scheiterte mit einem Lupfer aus der Distanz nur knapp (53.), ehe Ömer Okyar zum Ausgleich traf (58.). In der Entstehung war der Treffer allerdings stark umstritten.
„Wir haben gegen 12, 13 Mann gespielt“
Speldorf war in der Vorwärtsbewegung, einen Pass wehrte der eingewechselte Gästespieler Alexander Sitter jedoch mit dem Arm ab. Im direkten Gegenzug fiel das Tor. Coach Röder diskutierte nach dem Treffer so heftig mit Schiedsrichter Nikolaj Jozefowitz, dass dieser ihn auf die Tribüne schickte. Auch nach dem Spiel haderte der Speldorfer Trainer mit der Entscheidung: „Wir haben gegen 12, 13 Mann gespielt. Wie er da laufen lassen kann, ist mir ein Rätsel. Außerdem steht der Assistent direkt daneben. Der winkt so oft mit seiner Fahne – warum traut er sich nicht in dieser Situation? Den Assistenten auf der anderen Seite lasse ich außen vor, mit dem hatte ich nichts zu tun.“ Da seine Mannschaft im Endeffekt doch noch gewann, konnte Röder auch wieder lachen: „Es war eine ganz andere Perspektive von dort oben, auch wenn Jürgen Klopp wahrscheinlich in seinem Stadion besser sitzt als ich auf unseren Schalen. Trotzdem: Ich sollte das öfter mal probieren.“
Dass Röders Team gewann, lag vor allem an Gürbüz. Der schnelle Mann auf der linken Seite erzielte das 2:1 selber (87.) und legte das 3:1 durch den eingewechselten Erhan Mutlu auf (90.+3). „Meine Leistung war ganz okay“, meinte Gürbüz nach dem Spiel. „Die Mannschaftsleistung war super, wir haben klasse gekämpft.“ Auch Gästetrainer Chiquinho stimmte dem Speldorfer zu: „Wir haben viel zu viele individuelle Fehler gemacht. Speldorf hat um Leben und Tod gekämpft, bei uns haben zu viele Spieler nicht alles gegeben. Wir haben verdient verloren.“