Der Dorfklub, der direkt neben dem nie ans Netz gegangenen Kernkraftwerk Kalkar beheimatet ist, dominiert die Liga nach Belieben.
In der besten Halbserie der Vereinshistorie bietet sich den Fans das immer gleiche Bild: Seit Wochen grüßt der Fusionsverein der Gemeinden Hönnepel (950 Einwohner) und Niedermörmter (1.100) von der Tabellenspitze. Doch am vergangenen Sonntag hat sich plötzlich doch etwas verändert. Erstmals in dieser Saison hat der SV Hö.-Nie. beim torlosen Remis gegen Bösinghoven nicht ins Schwarze getroffen. „Das ist aber eine Ausnahme“, zwinkert Georg Mewes.
Eine Niederlage, zehn Siege Der Trainer will sich mit dem kleinen Schönheitsfehler nicht lange befassen und genießt viel lieber die Situation. Schließlich hat niemand mit dem derzeitigen Erfolg des SV gerechnet. Nur eine Niederlage (2:3 am 13. Spieltag gegen den VfB Hilden) steht zehn Dreiern gegenüber. Und das, obwohl Hö.-Nie. die Hinserie eigentlich immer verpatzt. „Das ist verwunderlich“, lacht Mewes: „Normalerweise dauert unsere Durststrecke eigentlich bis März, bevor wir anfangen zu punkten. Was soll erst passieren, wenn wir in der Rückrunde wieder aufholen?“
Eine Frage, mit der sich auf dem Land aber keiner ernsthaft beschäftigt. Mewes will jedenfalls (noch) nichts von der Regionalliga hören. Er formuliert das Ziel lieber auf seine eigene Art: „Die Platzierung ist egal. Hauptsache ist, wir haben am Ende die meisten Punkte.“
Auch in der Regionalliga würde nur drei Mal pro Woche trainiert Aber ist der Aufstieg für einen Klub, der in den 90er Jahren noch in der Kreisliga B kickte, überhaupt machbar? Mewes überlegt nur kurz: „Ja, wir haben ja auch die Spiele gegen RWE, Uerdingen oder WSV gestemmt bekommen. Sollten wir wirklich oben stehen, würden wir aber genauso weitermachen wie bisher.“ Das bedeutet: Nur drei Trainingseinheiten pro Woche.
„Stimmt nicht“, schränkt der Kultcoach ein: „Wir haben direkt nach jedem Spiel noch eine vierte Einheit, in der die Jungs, die nicht gespielt haben, richtig Gas geben. Das ist die Abmachung, denn nur dann dürfen sie montags zu Hause bleiben.“
Und sie funktioniert. Das Team ist fit und mischt die Liga auf. Neben der Ausdauer sieht Mewes, der mit dem kleinen 18er Kader bislang vom Verletzungspech verschont geblieben ist, auch die Kameradschaft als Hauptgrund für den Erfolg. Allerdings betont er, dass „wir niemandem mal eben weghauen. Wir gewinnen meist nur knapp“.
Das würde ihm am Sonntag gegen den SV Sonsbeck reichen. Denn das Derby konnte Hö.-Nie. noch nie gewinnen. Mewes fasst zusammen: „Unser Anspruchsdenken wird sich nach dem guten Start nicht verändern. Wir genießen es einfach mal, nicht der Prügelknabe zu sein. Den Rest lassen wir auf uns zukommen. Schließlich können wir im Gegensatz zu Kray, Wuppertal, Hiesfeld oder Ratingen, die unbedingt hoch wollen, ganz locker sein.“