Carsten Schmitt hatte sich zusammengerissen, sekundenlang, minutenlang, genau genommen sogar monatelang. Umso überraschter war der Co-Trainer von Schwarz-Weiß Essen über die Wucht, mit der die Wut nun plötzlich aus ihm heraus musste. Seine Mannschaft hatte im Schlager gegen den VfB Hüls trotz Überzahl eine 2:0-Führung verspielt. Aber das war es nicht, was ihn so aufregte, sondern vielmehr die ewig gleiche Reaktion von Teilen des Publikums.
Doch anders als sonst mochte Schmitt nicht mehr schweigen. Also erhob er sich von der Trainerbank, drehte sich zur Tribüne um und herrschte die Mecker-Opas an: „Ihr wisst doch, um was es geht. Unterstützt uns doch mal, anstatt nur zu meckern.“ Die grummelten ungerührt weiter und hätten bei all der Maulerei beinahe den Siegtreffer ihrer Mannschaft verpasst.
Denn Dirk Heinzmann hatte die Achterbahnfahrt der vorangegangenen 90 Minuten in einer Art und Weise beendet, die in der NRW-Liga ihresgleichen sucht: mit einem lupenreinen Fallrückzieher im Strafraum. „Das war ein tolles Tor, aber für uns war es ein bitteres Finale“, bemerkte VfB-Coach Martin Schmidt, der mit seinem Team nach dem 0:1 gegen Siegen die zweite bittere Pleite in Folge einstecken musste.
Dass Vincenzo Burgio gar auf 4:2 erhöhte, war lediglich der Schlusspunkt einer äußerst unterhaltsamen Partie, die sich die Dramatik keineswegs für die Schlussphase aufbewahrte. Schon nach acht Minuten netzte Kamil Bednarski zum 1:0 für den ETB ein. Zwei Minuten später wurde Gäste-Keeper Tobias Rantzow nach einer Notbremse an Manuel Schulitz des Feldes verwiesen, ehe Mahmoud Najdi auf 2:0 erhöhte (57.).
Doch Kadir Mutluer mit einem Distanzschuss (60.) und Timur Karagülmez per Foulelfmeter (63.) schienen die Partie zu Gunsten der Gäste zu drehen. Es kam bekanntlich anders, vielleicht auch wegen Schmitts Wutausbruch. Doch nach dem dann irgendwie doch unerwarteten Erfolg zog er es lieber vor zu schweigen. Es war schließlich alles gesagt.
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