Eine Woche lang war Mike Wunderlichs Rückkehr in den Profifußball beschlossene Sache. Doch der Hoffnungsträger des FSV Frankfurt musste schnell erkennen, dass sein Burnout-Syndrom nicht überwunden ist. Am Mittwochabend offenbarte sich Wunderlich Frankfurts Sport-Geschäftsführer Uwe Stöver und dem Trainer Benno Möhlmann.
Noch bevor der Zweitligist am Freitag ins Trainingslager aufbrach, war Wunderlichs zweite Rückkehr zum Fünftligisten Viktoria Köln beschlossene Sache. Und diesmal ist es eine endgültige, denn Wunderlichs Vertrag in Frankfurt läuft am Saisonende aus. Der Hochtalentierte, der vor der Saison Anfragen aus der Bundesliga hatte, spielt im Amateurbereich weiter. Wir sprachen mit ihm über falsche Hoffnungen und die Freude am Fußball.
Mike Wunderlich, wann haben Sie gemerkt, dass es in Frankfurt nicht geht?
Ich hatte mich auf den FSV gefreut. Ich hatte die Rückkehr ja auch angestoßen und nicht der Verein. Aber eigentlich habe ich schon ab dem ersten Tag gemerkt, dass es schwierig wird. Trotzdem habe ich die Vorbereitung eine Woche durchgezogen, in der Hoffnung, dass es vielleicht von Tag zu Tag besser wird. Das ist aber nicht geschehen.
War der Druck zu groß, weil Sie für Frankfurt der Hoffnungsträger im Abstiegskampf waren?
Nein, auf gar keinen Fall. Das war weder beim ersten Mal noch jetzt das Problem. Ich verstehe nicht, dass die Leute meine Probleme immer wieder auf den Druck zurückführen. Ich weiß, dass es andere Gründe hat.
Was sind das für Gründe?
Die Frage stelle ich mir selbst auch. Ich weiß nur, dass es keine sportlichen Gründe gibt. In Köln ist es anders, als in Frankfurt zu spielen. Ich habe gemerkt, dass ich ein sehr heimatverbundener Typ bin. Meine Familie lebt in Köln, meine Frau, mein Kind. Das letzte halbe Jahr hat mir gut getan, mein Leben war schön.
Also ist der Profifußball gar nicht das Problem?
Das kann durchaus sein. Aber ich kann es schlecht beurteilen, da ich noch nicht beim 1. FC Köln in der Bundesliga gespielt habe. Ich habe das Thema Profifußball für mich erstmal abgehakt und konzentriere mich auf Viktoria Köln. Ich will mit dem Verein aufsteigen und in den kommenden Jahren vielleicht noch eine Liga höher kommen. Weiter als bis zum Saisonende will ich aber noch nicht planen.
Wie fielen die ersten Reaktionen auf Ihre Entscheidung aus?
Meine Mitspieler aus Frankfurt waren betroffen. Sie haben die Entscheidung respektiert. Und die Jungs aus Köln hätten es mir gegönnt, dass ich es in Frankfurt packe. Aber andererseits freuen sie sich, dass ich wieder da bin.
Wie geht es Ihnen jetzt?
Ich bin froh, dass das Thema relativ schnell erledigt war. Für mich ist das eine Erlösung. Ich freue mich auf Viktoria Köln. Die haben nur drei Tage ohne mich trainiert, daher ist es so, als ob ich gar nicht weg gewesen wäre.
Haben Sie die Sorge, im Harte-Männer-Sport Fußball als Schwächling zu gelten?
Wer das als Schwäche ansieht, dem ist nicht mehr zu helfen. Während der Hinrunde gab es hier und da schon mal dumme Bemerkungen von Gegenspielern. Die wollten mich damit treffen. Zu solchen Leuten fällt mir kein Kommentar ein.
Haben Sie einmal darüber nachgedacht, eine Pause vom Fußball zu nehmen?
Nein, das war nie ein Thema. Ich will nicht ganz aufhören, weil der Fußball sehr wichtig für mich ist.