Trotz des Essener Auswärtserfolgs hatte Waldemar Wrobel wenig Verständnis dafür, dass die Partie vor offiziell 4000 Zuschauern überhaupt angepfiffen wurde. „Das war weit und breit das einzige Spiel auf Naturrasen. Da muss man sich schon mal fragen, warum man so eine Partie spielt.“
Die Stimmung in der Essener Mannschaft ist angesichts der Erfolgsweille derart begeisternd, dass Wrobel schier die Worte fehlen. „Das muss man einfach sehen, im Training und in der Kabine, die Jungs brennen einfach. Ich kann dieser Mannschaft und diesem Support, dem ganzen Drumherum einfach nur ein Riesenkompliment machen.“ Die Warnung folgt aber auf dem Fuß: „Wir werden nicht größenwahnsinnig und wissen, dass wir nur den Erfolg haben können, wenn wir über 90 Minuten Gas geben.“
RWE-Kapitän Timo Brauer: „Auf so einem Boden zu spielen, ist eine Herausforderung, aber ich denke, dass wir die gut angenommen haben. Am Ende haben wir noch einen klaren Elfmeter bekommen und 2:0 gewonnen, sind weiterhin Tabellenführer,was will man denn mehr?“
Hernes Stürmer Rene Lewejohann war merklich angefressen. Vor allem sein Treffer, dem der Schiedsrichter Stefan Glasmacher die Anerkennung verweigerte, wurmte den Herner Angreifer: „Der Mann pfeift 3. Liga. Wenn das seine Art ist, ein Spiel zu leiten, dann weiß ich auch nicht. Mir gehen die Schiedsrichter in dieser Liga langsam auf den Sack!“ Denn rein fußballerisch habe sich seine Mannschaft gar nicht viel vorzuwerfen gehabt. „In der ersten Hälfte haben wir komplett das Spiel gemacht und kassieren durch einen Sonntagsschuss das 0:1. Wenn wir dann den Ausgleich anerkannt bekommen, läuft das Spiel ganz anders. Rot-Weiss Essen ist noch lange nicht die Übermannschaft.“
Das sah Westfalia-Coach Klaus Täuber ähnlich: „Ich muss meiner Mannschaft eigentlich ein Kompliment machen. In der ersten Hälfte haben wir die Partie völlig im Griff gehabt, auch wenn es auf so Platzverhältnissen unheimlich schwierig ist. Es gibt andere Mannschaften in der Liga, die besseren Fußball spielen, aber RWE spielt momentan erfolgreich. Das ist vielleicht der Unterschied. Bei uns fehlt derzeit einfach das Quäntchen Glück.“
Einen Auftritt der speziellen Art lieferte Hernes Jugendleiter Reinhard Paluch ab. Auf der Pressekonferenz im Anschluss an die Partie beklatschte er nicht nur Täubers Statements lautstark, sondern irritierte damit auch offensichtlich den einzigen anwesenden Vierbeiner. Dessen Gebell kommentierte Paluch mit: „Da musst du beißen.“ Gemeint war RWE-Trainer Waldemar Wrobel. Zwar relativierte der Funktionär dies umgehend als Scherz, Freunde werden die Beiden aber so schnell wohl nicht mehr. Wrobel konterte: „Ich habe eine Bitte, lassen Sie uns nicht persönlich werden.“ Darauf: „Ich habe auch ein Bitte: ehrlich zu sein.“ Gemeint war das nicht gegebene Herner Tor, das Wrobel auf der Pressekonferenz nicht kommentieren wollte, „weil es keine Rolle spielt, wie ich es gesehen habe.“ Paluch ließ es sich aber nicht nehmen, den Essener Trainer mit den Worten „Hochmut kommt vor dem Fall“ zu verabschieden.
Für Irritationen sorgte die Preispolitik der Westfalia. Um den Vorverkauf anzukurbeln hatte der Klub kurzfristig die Kartenpreise an der Tageskasse um 2 Euro angehoben. Hernes 1. Vorsitzender, Horst Haneke, relativierte dies aber: „Wir haben die Essener Fans im gleichen Maß belastet wie unsere eigenen.“ Geschuldet sei die Preiserhöhung den Kosten im Vorfeld der Partie: „Wir mussten etliche Leute akquirieren, um das zu stemmen. Außerdem sind die Preise in der Essener Kurve ja gleich geblieben. Eine Bratwurst im Brötchen hat noch immer zwei Euro gekostet und ich denke, das ist ein angemessener Preis.“