Wenn der Tabellenzweite den unmittelbaren Verfolger empfängt, dann kann man in der Regel von einem Spitzenspiel sprechen. Für dementsprechend großes Aufsehen sorgte auch das Aufeinandertreffen des FC Kray mit dem FC Remscheid. Im Vorfeld wurde sogar eine vierstellige Zuschauerkulisse erwartet. Auch wenn sich diese Zahl als utopisch erwies - am Ende verfolgten immerhin noch 480 Schaulustige das Geschehen.
Doch noch weiter als der Zuschauerzuspruch blieb das spielerische Niveau hinter den Erwartungen zurück. Schon in der ersten Viertelstunde deutete sich an, dass am heutigen Nachmittag alles andere als Fussball-Feinkost auf der Karte stand. Kaum eine gelungene Kombination und erhebliche Mängel im Spielaufbau sorgten dafür, dass das Spiel laufend unterbrochen wurde - von Strafraumszenen ganz zu schweigen.
In der 15. Spielminute schickte sich dann Krays Bilal Rammo an, dem Spiel einen neuen Impuls zu geben. Mohamad Husein bediente den Sturmtank, der allerdings zu uneigennützig agierte und mit dem Rücken zum Tor die erste Torchance des Spiels vergab. Freilich keine hochkarätige Gelegenheit, aber das Publikum war für vieles dankbar: die ersten Spielminuten boten Fußball zum Abgewöhnen.
Leider sollte sich daran wenig ändern. Zwar hatte Björn Matzel eine weitere Mini-Chance (17.) und auch in den Reihen der Gäste hatte sich scheinbar herumgesprochen, dass Torschüsse ein probates Mittel zum Erfolg sein können: Emin Akgün (28.) verzog aber um gut fünf Meter – symptomatisch für die dargebotenen Aktionen der beiden Teams.
Wenn sich überhaupt etwas in Richtung Torhüter bewegte, resultierte es aus Standards. So auch in der 38. Minute: Dennis Grolewski schlug nach einem Remscheider Eckstoß aus kurzer Distanz zum Glück für die Essener jedoch über den Ball. Drei Minuten später plötzlich wie aus dem Nichts die Riesenmöglichkeit für die Gastgeber: Nach einem Freistoß hob FCK-Stürmer Björn Matzel den Ball über Torwart Christian Steinhauer an die Latte.
Wenig später folgte der bis dahin größte Aufreger der Partie. Remscheids Emin Akgün ließ sich nach einem üblen Foul an Tino Stöhr auf Höhe der Mittellinie zu einer Verbalattacke gegenüber dem Unparteiischen hinreißen und sah folgerichtig den roten Karton.
In der zweiten Hälfte bot sich das gleiche Bild wie im ersten Abschnitt. Remscheid beschränkte sich auf das Verteidigen des 0:0 und FC Kray tat gegen dezimierte Gäste zu wenig für die Offensive. Die größte Chance besaß FCK-Kapitän Tino Stöhr unmittelbar nach der Pause. Er verfehlte allerdings aus der Distanz.
Zehn Minuten vor dem Ende drehte Kray dann völlig unerwartet noch eimal auf, schien sich doch nicht mit einem Punkt gegen den Aufstiegskonkurrenten zufrieden zu geben. Ausgang des Krayer Schlussspurts war eine Freistoßvariante des FC Remscheid. Von der Strafraumgrenze wurde Taner Kurmali bedient, der mutterseelenallein im Krayer Strafraum stand. Ihm reichte jedoch auch die hundertprozentige Gelegenheit nicht, um zu vollenden.
Beim FCK schien sich nun der Schalter umgelegt zu haben und es ergaben sich Chancen im Minutentakt. Die größte nutzte Krays laufende Torgarantie Bilal Rammo in der Schlussminute, als er eine Vorlage von Tino Stöhr durch die Beine von FCR-Torhüter Steinhauer über die Linie drückte. Kurz darauf war Schluss und der Jubel auf Krayer Seite kannte nun natürlich keine Grenzen mehr.
Das Spiel, das eigentlich keinen Sieger verdient hatte, gewann die letztlich glücklichere der beiden Mannschaften. FCK-Keeper Robert Miernik hielt den „Dreier“ dennoch für verdient: „Wir haben über 90 Minuten hinten sicher gestanden. Remscheid hatte quasi keine Torchance. Unterm Strich also ein verdienter Erfolg.“
Kritisch äußerste sich Daniel Weinheimer auf Seiten der Remscheider: „Wir waren nach dem dummen Platzverweis natürlich gehandicapt und konnten nur von hinten heraus agieren und versuchen, auf einen Punkt zu spielen. Hätten wir unsere Konterchancen genutzt, wäre eventuell sogar mehr drin gewesen, aber gegen so eine starke Mannschaft wie Kray, rächt sich das dann eben.“