Trainer Hans-Jürgen Gede wird Hedefspor Hattingen verlassen. Der ehemalige Profi verabschiedete sich am Donnerstagabend von seiner Mannschaft, weil es ihn wieder in die Ferne zieht. Der 59-Jährige wird vom 1. August an als Technischer Direktor für die Nationalmannschaft von Vietnam arbeiten.
Hans-Jürgen Gede hatte Hedefspor nach dem Abstieg aus der Westfalenliga zwar seine Zusage für die neue Saison gegeben, aber auch immer klargemacht, dass er im Falle eines lukrativen Angebots gehen werde. „Das haben wir auch immer akzeptiert“, sagt Hedefspors Geschäftsführer Arif Turan.
Auf die Suche nach einem neuen Coach musste sich Hedefspor diesmal nicht machen. „Den hatten wir ja schon“, sagt der Sportliche Leiter, Orhan Yigit und verweist damit auf Engin Tuncay. Der A-Lizenz-Inhaber kam im Februar dieses Jahres gemeinsam mit Hans-Jürgen Gede zu Hedefspor, um die Mannschaft vor dem Abstieg aus der Westfalenliga zu bewahren, was letztlich aber nicht gelang. „Das tut mir immer noch Leid“, sagt Hans-Jürgen Gede. „Wahrscheinlich war aber unser Rückstand schon zu groß.“
Jetzt also wieder eine ganz große Herausforderung: Zweimal zuvor hatte es schon Kontakt nach Vietnam gegeben. Im Jahr 2008 fragte ein Club an, doch Gede sagte ab. 2011 sollte er Nationaltrainer werden, doch auch das reizte ihn damals noch nicht.
Man setzt hier jetzt auf deutsche Tugenden
Hans-Jürgen Gede
Doch in den letzten Jahren habe es in Vietnam eine enorme Entwicklung gegeben, sagt Hans-Jürgen Gede. Vor ein paar Jahren ist er noch über Rumpelpisten vom Flughafen zum Hotel gefahren, jetzt ging es über die neue Autobahn nach Hanoi.
Hans-Jürgen Gede, der in Sachen Fußball ein Weltenbummler ist und unter anderem schon im Iran und in Usbekistan arbeitete, wird in Vietnam nun der Mann für das Organisatorische sein. Es gilt, neue Strukturen aufzubauen oder auch Trainingspläne zu erstellen. All das kennt er schon, all das reizt ihn, und angenehm aufgefallen ist ihm zudem die große Wertschätzung, die er in Vietnam erfahren hat. „Man setzt hier jetzt auf deutsche Tugenden“, sagt der Ex-Profi. „Man will auch noch einen deutschen Fitnesstrainer und einen deutschen Arzt holen.“
Platz 133 in der Weltrangliste
Wunderdinge könne man von ihm aber nicht erwarten, so der gebürtige Gelsenkirchener, Vietnam stehe in der Weltrangliste auf Platz 133, da sei also noch reichlich Luft nach oben.
Hans-Jürgen Gede freut sich jetzt auf seine neue Aufgabe, auch wenn er dann wieder von seiner Familie getrennt ist. Aber seine Frau Bärbel und sein Sohn Christian kennen das schon. „Die bleiben zu Hause, aber sie freuen sich darauf, wenn sich mich in Vietnam besuchen kommen“, sagt Hans-Jürgen Gede, der in seiner Zeit bei Hedefspor auch schon ein Angebot aus Tadschikistan hatte. Doch da kam man letztlich nicht zusammen.
Kommunikationsprobleme wird es in Vietnam nicht geben. Hans-Jürgen Gede steht ein Dolmetscher zur Verfügung, zudem wird oft Englisch und erstaunlicherweise auch Deutsch gesprochen.
An seine Zeit bei Hedefspor Hattingen denkt Gede sehr gerne zurück, obwohl der Start angesichts der Trainingsbedingungen – das Flutlicht war kurzfristig demontiert worden, und oft stand der Ascheplatz auch unter Wasser – abenteuerlich war. Doch der Trainer machte dann ganz schnell aus völlig verunsicherten Individualisten wieder eine funktionierende Mannschaft. „Schade ist nur, dass es am Ende nicht ganz gereicht hat“, sagt der scheidende Coach nun. „Aber wir sind in der kurzen Zeit Freunde geworden, ich werde Hedefspor Hattingen immer in guter Erinnerung behalten.“