Bei der Studenten-Fußball-EM in Osijek (Kroatien) holte sich die Auswahl der Bochumer Ruhruni, welche unter 14 europäischen Teams die deutschen Farben vertrat, den Titel. Im Finale besiegte die "RUB11" das Team der Kuban State University aus Russland mit 4:2 (0:0/0:0) nach Elfmeterschießen. "Das ist für uns ein Wunder", strahlte Trainer Adam Frytz und platzte nach dem Coup fast vor Stolz.
"Gib uns die Finnen, gib uns die Türken... Unsere Gegner sind uns doch egal. Und auch die Russen, woll'n wir noch einmal... Ruhr-Uni Bochum International… Europapokal, Europapokal!", sangen seine Spieler schon vor dem Endspiel - und genau so sollte es für die Jungs, deren Namen aufmerksame RS-Leser großteils kennen dürften, kommen. RevierSport sprach am Morgen danach mit dem frischgebackenen Europameister Kevin Kisyna, Mittelfeldspieler des TuS Haltern.
Kevin Kisyna, Gratulation zum EM-Titel. Sie sind erstaunlich früh auf den Beinen. Haben Sie gar nicht gefeiert? Ein bisschen kratzt es im Hals, ich hoffe, das macht nichts. Wir haben tatsächlich nur eine Stunde lang alle miteinander feiern können, weil wir erst um elf Uhr vom Finale zurückgekehrt sind und 16 Mann dann schon um 12 zum Flughafen mussten, da um sechs Uhr schon ihr Flieger ging. Eine Stunde lang haben wir richtig Gas gegeben, die die noch hiergeblieben sind, auch bis in die frühen Morgenstunden. Am Donnerstag treffen wir uns noch einmal in Bochum, da eskalieren wir noch mal.
Das haben Sie sich bestimmt verdient. Wie lief das Finale? Wir hatten großen Respekt vor den Russen, nicht nur, weil sie uns in der Vorrunde hochverdient mit 3:0 geschlagen haben. Die hatten eine richtig gute Truppe, waren total eingespielt. Die Jungs dort trainieren dreimal wöchentlich und sind mit einer ganzen Delegation angereist. Dolmetscher, Ärzte und so weiter. Wir wussten, dass wir alles abrufen mussten, wenn wir denen den Zahn ziehen wollten. Einer ist für den anderen gerannt, wir haben das 0:0 über die Zeit und uns in die Verlängerung gerettet. Da haben wir kurz vor Schluss noch zwei Gelb-Rote Karten kassiert, aber das haben wir zu neunt auch überstanden.
Was gab dann den Ausschlag? Das Glück im Elfmeterschießen? Nachdem wir schon zweimal im Elfmeterschießen weitergekommen waren, hieß es natürlich: "Aller guten Dinge sind drei". Das ist ja auch eine deutsche Paradedisziplin. Wir sind vor allem über den Kampf gekommen. Wir waren einfach eine richtige Mannschaft, auf und neben dem Platz. Unser Trainer Adam Frytz hat viel dafür getan, dass wir ein echtes Kollektiv werden. Das hat hervorragend geklappt. Wir haben auch eine große fußballerische Qualität im Team, aber die allein hätte nicht gereicht.
Wie ist die Stimmung in so einer zusammengewürfelten Truppe im Vergleich zu einer "richtigen" Fußballmannschaft, bei einem Verein? Es ist schon etwas Spezielles, denn man kennt sich aus der Uni oder vom Fußballbetrieb erstmal eigentlich nur vom Sehen. Aber bei uns hat es sofort gepasst, wir haben auch so mal etwas gemeinsam unternommen und haben hier auch eine gute Vistenkarte abgegeben. Deshalb war uns im Finale auch die Unterstützung der anderen Universitäten sicher. Egal, ob es die Franzosen, Türken oder die Mädels von der Uni Würzburg waren, die bei den Frauen für Deutschland angetreten sind. Die Russen haben sich nach dem Essen immer sofort auf ihre Zimmer verzogen, wir haben uns unter die Leute gemischt.
Sie haben als A-Jugendlicher mit Schalke die Deutsche Meisterschaft gewonnen. Jetzt den Titel bei der universitären Europameisterschaft. Kann man das irgendwie vergleichen? Die U19-Meisterschaft würde ich vielleicht noch etwas höher hängen. Aber auch dieser Titel bedeutet viel, man sollte das Ganze nicht als Jux-Veranstaltung abstempeln. Nicht nur wir freuen uns über den Sieg, auch die Reaktionen, die wir aus der Heimat mitbekommen, sind überwältigend. Man sollte auch nicht vergessen, dass das Turnier eine extreme Belastung war. Ich zum Beispiel habe in sechs Tagen 340 Minuten Fußball in den Beinen. Aber es hat sich gelohnt!