Der Westfalenliga-Absteiger hat sich eine Klasse tiefer gut eingefunden, die branchenüblichen Startschwierigkeiten eines Favoriten, den jeder unbedingt schlagen will, ganz einfach ausgelassen und steht nach einem Drittel der Saison an der Tabellenspitze der Landesliga Westfalen 4.
Dass am letzten Sonntag aus einem ziemlich uninspirierten Auftritt bei der SpVg. Beckum (0:3) die erste Saisonniederlage resultierte – geschenkt. „Was wir da geboten haben, war weit von dem entfernt, was wir eigentlich können“, weiß Trainer Marc Wischerhoff. „Wir haben bisher viel gut und richtig gemacht, aber die letzten beiden Spiele haben deutlich gezeigt, dass wir keine Übermannschaft sind. Dass wir nun eine Niederlage kassiert haben, ist kein Beinbruch. Wir müssen nur die richtigen Schlüsse daraus ziehen.“
Bis Ende Oktober prüft das Finanzamt alle Unterlagen
Das durchaus erfreuliche sportliche Geschehen ist an der Storchbaumstraße in den letzten Tagen jedoch in den Hintergrund gerückt, denn der Klub ist in das Visier der Steuerfahndung geraten. Zwischen 2007 und 2012 sollen zum Beispiel Prämienzahlungen und Fahrtkosten nicht ordnungsgemäß versteuert worden sein. Der Verein hat Fehler eingeräumt und kooperiert mit den Ermittlern. Das Finanzamt stellt die Unterlagen der Hardter nun auf den Kopf, bis Ende Oktober soll ein Ergebnis vorliegen.
Am kommenden Montag, 29. Oktober, wird erneut über die Sperre von Leon Einhaus verhandelt. Der Abwehrspieler war nach einem Ellenbogencheck im Spiel gegen den SVA Bockum-Hövel für zwölf Wochen (bis Anfang Dezember) gesperrt worden. Die Chancen, dass die ungewöhnliche hohe Strafe reduziert wird, schätzt Marc Wischerhoff eher gering ein. „Große Hoffnungen mache ich mir nicht, obwohl ich weiterhin nicht verstehe, warum er eine solch hohe Strafe bekommen hat.“
Dass es die erste Niederlage ausgerechnet im ersten Spiel nachdem die Mannschaft über die Probleme im Hintergrund informiert wurde setzte, beunruhigt Wischerhoff nicht. „Das Thema ist natürlich omnipräsent, weil die Jungs auch ständig darauf angesprochen werden. Bei einer so jungen Mannschaft geht das sicher nicht spurlos an den Köpfen vorbei. Die Jungs sind aber charakterlich so gefestigt, dass es sich nicht auf die sportliche Leistung auswirkt.“ Vielmehr stört sich der Coach, der selbst schon eine halbe Ewigkeit beim sonst so harmonischen und familiären Verein tätig ist, am nun entstandenen Kratzer im Gesamtbild des SV Dorsten-Hardt: „Es ist ein sehr ärgerlicher Imageschaden.“
Pflichtaufgaben und Standortbestimmungen
Wie gefestigt seine Schützlinge sind, können sie in den kommenden Wochen unter Beweis stellen. Am Sonntag empfangen die Hardter Schlusslicht Davaria Davensberg, eine Woche später geht die Reise zu Union Lüdinghausen, dem Vorletzten der aktuellen Tabelle. „Davensberg hat durch den Trainerwechsel und den ersten Saisonsieg Rückenwind. Sie werden die Punkte sicher nicht kampflos abgeben“, erklärt Wischerhoff, der am Ziel dennoch keine Zweifel aufkommen lässt: „Aus den nächsten beiden Spielen wollen wir sechs Punkte holen.“
Die wären nicht zuletzt deshalb wichtig, weil es danach gegen die direkten Konkurrenten aus Nottuln und Sinsen geht – echte Standortbestimmungen, die auch darüber Auskunft geben werden, was in dieser Spielzeit möglich ist. Vor der Saisoon bedienten sich die Verantwortlichen der gerne genutzten, weil mit viel Interpretationsspielraum ausgestatteten Zielsetzung, man wolle „oben mitspielen.“ Ist das bei einem Absteiger, der bestenfalls das Malheur des letzten Jahres vergessen machen will, nicht nur eine schwammige Formulierung für das angestrebte Ziel Aufstieg? Wischerhoff schmunzelt bei dieser Frage und bleibt bescheiden. „In den Spielen gegen Nottuln, Sinsen und auch Mesum wird man sehen, ob die Qualität reicht, um vielleicht aufzusteigen. Im Moment kann ich das noch nicht beurteilen“, findet der Trainer.