Dabei orientiert man sich in Hamm an der üblichen Devise aller Profi- und Amateurvereine: die Zweitvertretung dient als Ausbildungsstätte für die erste Mannschaft. „Die Jungs haben unsere Philosophie einfach richtig gut umgesetzt. In dieser Saison hat alles gepasst“, zollt der Trainer der Hammer Reserve, Sven Heinze, seiner jungen Truppe Respekt.
Das Modell aus Hamm könnte Schule machen. Die eigene Reserve wurde zu einer U23-Mannschaft umgestellt, die vor allem von den eigenen Nachwuchsleuten genutzt werden soll. „Unsere Jugendarbeit ist schon immer sehr gut gewesen. Den Sprung direkt in die Westfalenliga schaffen aber nicht alle, daher haben wir früher viele Spieler quasi für andere Vereine ausgebildet. Das ist ja nicht der Sinn der Sache“, beschreibt der Coach das Umdenken in Hamm. Weil es ganz ohne Erfahrung aber dann doch nicht geht, werden die Jungspunde von drei erfahrenen Spielern unterstützt. „Unsere drei Stabilisatoren sind immens wichtig. Auf dem Platz und auch außerhalb leiten sie die Jungs an und geben ihnen wertvolle Tipps“, weiß Heinze um die Bedeutung seiner drei älteren Semester.
Nicht jeder kann es schaffen
Und diese Tipps scheinen zu fruchten. Anstatt den Wechsel zu benachbarten Landesligisten in Betracht zu ziehen, probieren die eigenen A-Jugendlichen jetzt den Weg über den Umweg Reserve. Die Tatsache, dass zur neuen Saison gleich vier Spieler der U23 dem Westfalenligakader angehören werden, zeigt, dass dieser Weg funktioniert. „Erfolge sind wichtig damit man merkt, dass der betriebene Aufwand sich auch lohnt. Dass es jetzt direkt vier Jungs zur neuen Saison geschafft haben, ist für das Team noch mal ein zusätzlicher Ansporn, es ihnen gleich zu tun“, erhofft sich Heinze einen Motivationsschub für seine Schützlinge. Die Abgänge werden durch die eigene Jugend aufgefangen. Gleich sieben Spieler der U19 rücken zur kommenden Spielzeit in den Landesligakader auf, ergänzt wird das Team darüber hinaus mit zwei externen Zugängen, die aber auch das Anforderungsprofil von Heinze erfüllen: „Die Jungs müssen alle die Motivation und die Einstellung mitbringen, hart an sich arbeiten zu wollen. Klar werden nicht alle den Sprung schaffen können, aber jeder in dieser Mannschaft muss den Willen haben es zu versuchen.“
Während der abgelaufenen Spielzeit konnte sich der Trainer vor allen Dingen auf seine Defensive verlassen. Gerade einmal 28 Gegentreffer in 32 Spielen musste die Reserve der Spielvereinigung hinnehmen, selbstredend der Topwert der Staffel. Die enge Verzahnung der U23 mit der „Ersten“ spiegelt sich schon im laufenden Trainingsbetrieb wider. Fast der halbe Kader der Mannschaft von Heinze bekam im Verlauf der Saison die Chance, sich eine Woche lang für höhere Aufgaben zu empfehlen. „Deswegen ist die Einstellung der Jungs sehr wichtig. Das ist dann schon ein ordentliches Trainingspensum. Der Kontakt zu der ersten Mannschaft ist von meiner Seite her immer vorhanden und die Spieler, von denen ich denke, dass sie den Schritt packen können, kriegen dann immer mal wieder die Chance, oben reinzuschnuppern und sich zu beweisen.“
Der Fokus bleibt auf der Ausbildung
Neben dem Aufstieg der zweiten Mannschaft überzeugte auch die Drittvertretung der Spielvereinigung und konnte den Aufstieg in die Kreisliga B perfekt machen. Kein Wunder also, dass am letzten Spieltag in Hamm eine ordentliche Aufstiegsparty stieg. „Wir wurden von unserem Auswärtsspiel mit dem Planwagen abgeholt und dann ging es los. Obwohl wir an einem Sonntag gefeiert haben und viele Leute am nächsten Tag raus mussten, ging es bis spät in die Nacht. Und das war ja auch nur der offizielle Teil“, will Heinze die Abschlussfahrt nach Holland nicht verschweigen. Für die Landesliga steht, neben dem erneut mit jungen Talenten gespicktem Kader, auch schon die Zielrichtung: „Da es in dieser Saison ja fünf Absteiger geben wird, werden wir alles versuchen, damit es uns nicht trifft.“ An der Ausrichtung in Hamm wird sich aber auch in der Landesliga nichts ändern. Die Reserve wird weiterhin als Ausbildungsstätte dienen.