Zum neuen bissigen Image nicht so recht passen wollte jedoch das sportliche Auftreten des Klubs im Spieljahr 2009/10. Schon die erste Saison nach dem Abstieg aus der Verbandsliga im Frühsommer 2008 war längst nicht so gut wie erhofft gelaufen, am Ende reichte es knapp für den Klassenerhalt. Unter Trainer Marcus Reis sollte die zweite Landesliga-Spielzeit aber keine Zitterpartie mehr werden, der Blick der LSV-Offiziellen ging vor Rundenbeginn nach oben.
Doch die Mannschaft zeigte nicht den Charakter einer gefährlichen Raubkatze, sondern blieb erschreckend zahm. Eher wurden die Schwansbell-Kicker dem Gegner zum Fraß vorgeworfen als umgekehrt. Magere Bilanz bisher: Zwei Siege in 14 Spielen, schon 34 Gegentore und der vorletzte Tabellenplatz. Die 1:3-Heimniederlage gegen Westfalia Wickede war das letzte Spiel für Reis auf der Lüner Bank, jetzt soll Bernd Schawohl dafür sorgen, dass der ehemalige Oberligist nicht im nächsten Jahr ins Bezirksliga-Gehege gepfercht wird.
Marcus Reis musste nach zwölf Saisonspielen gehen.
Schawohls Einstand gelang: Ein 1:1-Remis beim Vorjahresdritten Bockum-Hövel. „Das hätten wir mit etwas Glück auch gewinnen können“, erinnert sich Schawohl an seine Premiere. Das zweite Ergebnis – 2:3 gegen den VfK Weddinghofen - setzt den neuen Coach nun schon unter Druck. Denn er hatte sechs Punkte bis zur Winterpause als Ziel ausgegeben. Bis Weihnachten muss bei den zwei Begegnungen in Oestinghausen und Meschede also noch kräftig gewildert werden, will Schawohl seine Vorgabe erfüllen. „Soll ich denn hingehen und sagen, wir verlieren die vier Spiele? Klar wird es schwer, aber es ist noch möglich“, gibt sich der Inhaber einer Fußballschule optimistisch.
Immerhin konnte Schawohl rund um das spielfreie Wochenende in Ruhe an den Knackpunkten des Teams arbeiten. „Natürlich haben wir die Zeit sinnvoll genutzt. Wir müssen uns im taktischen Bereich und im Zweikampfverhalten verbessern. Als Mannschaft müssen wir kompakter stehen, die defensive Grundordnung muss eingehalten werden“, appelliert der A-Lizenzinhaber an die Disziplin seiner Truppe. Denn: „Wir sind absolut konkurrenzfähig, hinten raus machen wir aber oft individuelle Fehler, die uns die Punkte kosten. Da mangelt es uns an Erfahrung“, glaubt der 47-Jährige.
Kein Gedränge vor der Schwansbellkampfbahn - kein Wunder, zuhause gab es ja auch erst einen Sieg (Foto: mmb).
Deshalb soll der Kader im Winter verstärkt werden. „Das ist auf jeden Fall angedacht. Klaus und Günter Högerl (Sportlicher Leiter, d. Red.) und ich halten ab sofort nach Leuten Ausschau, die uns weiterhelfen können. Zum Beispiel Spieler, die bei einem Westfalenligisten unzufrieden sind. Natürlich wird das nicht einfach, die Ablösesummen sind jetzt frei verhandelbar“, gibt der ehemalige Bergkamener zu bedenken. Auch den eigenen Nachwuchs hat Schawohl im Visier. „ich habe ja in meiner ganzen Laufbahn meist mit Kindern oder Jugendlichen gearbeitet“, erklärt der ehemalige LSV-Junioren-Coach. „Da ist klar, dass ich mich mit dem A-Jugend-Trainer Wolfgang Urland austausche, ob es einen in der U19 gibt, der in Frage kommt.“
Positive Ansätze hat Schawohl aber auch bei seinen Senioren ausgemacht: „Der körperliche Zustand der Mannschaft ist in Ordnung, die Laufbereitschaft stimmt. Auch die Trainingsbeteiligung ist sehr gut, wir sind bei den Einheiten fast komplett.“ Der Dompteur kann also richtig loslegen, das Löwenrudel muss jetzt allerdings auf dem Platz zubeißen. Schawohl hat vor der Landesliga-Safari jedenfalls keine Angst: „Als die Anfrage kam, habe ich nicht lange gezögert. Es ist eine reizvolle Herausforderung, das ist sicher.“