In der Partie Wacker Gladbeck III gegen SV Hansa Scholven II kam es Mitte der zweiten Halbzeit zu einem Spielabbruch. Ein Spieler von Hansa Scholven rastete nach einem nicht zugesprochenen Freistoß aus und bedrohte den Schiedsrichter. Zudem soll der Spieler gegenüber dem Schiedsrichter handgreiflich geworden sein und diesen gewürgt haben. Die Partie wurde daraufhin abgebrochen und die Polizei eingeschaltet. Der Verein Hansa Scholven bezog nach den Vorfällen Stellung.
RevierSport fragte nach: Was war da los?
Maik Sypitzki (Trainer Wacker Gladbeck III): "Nach zehn bis 15 gespielten Minuten in der zweiten Halbzeit hatte sich ein Spieler von Scholven über einen nicht gegebenen Freistoß beschwert. Ich habe nicht verstanden, was der besagte Spieler genau gesagt hat, da er den Schiedsrichter auf türkisch beleidigt hat. Der Schiedsrichter jedoch war auch türkischer Abstammung. Daraufhin fühlte sich der Schiedsrichter bedroht und wies den Spieler zurecht. Dieser attackierte daraufhin den Schiedsrichter mit einem Würgegriff. Die anderen Spieler auf dem Platz versuchten die beiden zu trennen. Das Spiel war sehr hitzig. Es gab zuvor schon zwei Rote Karten gegen Scholven und eine gegen uns. Das Spiel wurde nach den Szenen sofort abgebrochen. Zudem wurde die Polizei verständigt und Anzeige wegen Körperverletzung erstattet. Ich denke, dass die Partiel für uns gewertet und nicht wiederholt wird. Unfassbar, was dort passiert ist."
Stellungnahme des SV Hansa Scholven zu den Ereignissen:
"Gestern haben wir unsere zweite Mannschaft vom Spielbetrieb in der Kreisliga C 1 des Kreises Gelsenkirchen abgemeldet."
Zwei Spielabbrüche in wenigen Wochen.
Da bedrohen sich erwachsene Männer, die sich wöchentlich einmal zum sportlichen Wettkampf mit anderen erwachsenen Männern treffen, verbal auf übelste und unwürdigste Weise, gehen dem Schiedsrichter im wahrsten Sinne des Wortes „an den Hals“, um danach zu Hause ihren Kindern mit erhobenem Zeigefinger etwas von Sportsgeist zu erzählen, wenn diese in Tränen ausbrechen, weil sie beim „Mensch ärgere dich nicht“ verloren haben.
Da äußern Vereins- und Verbandsfunktionäre die üblichen Betroffenheitsfloskeln und einige Wochen später findet eine sog. Spruchkammersitzung statt, in der Spieler und Vereine mit hohen Zeit- und Geldstrafen belegt werden. Dann gehen alle nach Hause, die Vereine um dreistellige Beträge ärmer und die Spieler verärgert über eine auferlegte Sperre...bis zum nächsten Vorfall.
Wie kann so etwas passieren? Und, vor allem, warum passiert es trotz teilweise sehr langen Sperren, immer wieder? Machen wir uns nichts vor: So wenig, wie sich Prostitution oder Kriminalität gänzlich ausmerzen lassen, so wird es immer unbeherrschte Sportler, Funktionäre und Spielabbrüche geben. Doch was wir tun können und jetzt und hier tun müssen, ist, diese Vorfälle einzudämmen, es schwerer zu machen, unfair zu sein.
Offenbar sind die üblichen Sperren gegen die Täter genauso wirkungslos wie die saftigen Geldstrafen gegen die betroffenen Vereine, deren Budget für Weiterbildungskurse ihrer Trainer und Funktionäre spätestens nach einigen dicken Geldstrafen aufgebraucht ist.
Kennen wir vielleicht aus anderen „artverwandten“ gesellschaftlichen Bereichen bekanntermaßen erfolgreiche Systeme, die sich auf den Kreisligafußball anwenden ließen? Da fallen mir spontan als „artverwandte“ Bereiche die Themen rund ums Auto oder das Feierabendbierchen ein. Obgleich in Deutschlands Kneipen viel getrunken wird und auf Deutschlands Straßen viel gerast, scheint das allseits gefürchtete „Flensburger Punktesystem“ in der Tat ziemlich erfolgreich zu sein beim Eindämmen von Alkohol- und Verkehrsvergehen.
Warum gehen wir nicht hin und vergeben Punkte - über die aktuelle Saison und den hiesigen Verband hinaus? Punkte, die der jeweilige Sünder ansammeln und auch abbauen kann. Und hat ein Spieler sein Punktekonto voll, bleibt er gesperrt oder muss in schweren Fällen sein Konto durch Ableisten von Sozialstunden plus „MPU“ abbauen, wenn er wieder spielberechtigt werden will. Dies würde die jeweiligen Spruchkammern und auch die betroffenen Vereine erheblich entlasten und die Übeltäter möglicherweise an ehrenamtliche Vereinsarbeit heranführen.
Das wär doch mal was! Wir, der SV Hansa Scholven, haben unsere „Zweite“ abgemeldet, weil wir nicht wünschen, dass diese Mannschaft unseren Verein in der Öffentlichkeit repräsentiert."
Barbara Kochmann -Vorsitzende-