Der SV BW Fuhlenbrock hat für seinen Axa-Cup ein mobiles Fußballtor vor die Turnierleitung geschoben. Es soll den goldenen Wanderpokal und die Menschen, die dort sitzen, vor verunglückten Torschüssen schützen. An diesem Mittwoch schützt dieses Tor auch Schiedsrichter Markus Jung. Auf der einen Seite steht der Unparteiische flankiert von Turnierleiter Peter Szameitat und dem Vereinsvorsitzenden Winfried Junker, auf der anderen Seite ein Fußballer, der außer sich ist vor Wut.
Tiraden von Schimpfwörtern ergießen sich über dem Schiedsrichter. Mitspieler und Zuschauer halten den bereits umgezogenen Spieler an den Schultern, drängen ihn mit Worten und Muskelkraft weg von der Turnierleitung Richtung Ausgang. Die Rote Karte, die er nach einem tätlichen Angriff auf einen Gegenspieler kassiert hat, empfindet er allem Anschein nach als unangemessen.
Die Szenen während und nach dem Spiel zwischen Blau-Weiß Fuhlenbrock und den Welheimer Löwen waren die bisherigen Tiefpunkte des Axa-Cups. Szenen, die sich beim Fußball immer wieder abspielen. Nichts Dramatisches an sich. Aber – und da sind sich alle Beteiligten einig – es sind Szenen, die auf einem Fußballplatz nichts zu suchen haben. Es sind aber auch Situationen, die sich kaum vermeiden lassen, weil sich im Fußball zwangsläufig Emotion und Ratio mischen.
Freude, Frust und Enttäuschung liegen hier oft nur Sekunden auseinander. So auch in der 55. Spielminute. Zu diesem Zeitpunkt war beiden Teams eigentlich klar, dass es für sie der letzte Auftritt beim Axa-Cup sein würde. Realistische Chancen auf den Halbfinaleinzug hatten weder die Blau-Weißen noch die Rot-Weißen. Beide hätten einen deutlichen Sieg gebraucht. Danach sah es aber nicht aus. Die Fuhlenbrocker führten zwar mit 2:1, doch das Spiel der beiden B-Kreisligisten war umkämpft und ausgeglichen.
Es mag an der körperlich betonten Spielweise beider Teams gelegen haben, dass die Regeln des Fairplay für wenige Momente vergessen waren. Ausgangspunkt war ein hart geführter Zweikampf im Mittelfeld, die beteiligten Spieler gifteten sich an. Ein Blauer nahm einen Roten in den Würgegriff. Der Beginn einer unschönen Kettenreaktion. An drei, vier Punkten im Mittelkreis wurde nun geschoben, geschubst, und geschrien. Spieler beider Ersatzbänke mischten sich ein, Ordner rannten herbei.
Eine undurchsichtige Situation, aus der nur eine Szene hervorstach: Ein Spieler sprang mit Anlauf einen Gegner an, holte aus und schlug zu. Ein noch an der Seitenlinie vernehmbares Klatschen quittierte den Treffer. Es dauerte noch zwei Minuten bis Ordner, Schiedsrichter und besonnene Spieler die Lage beruhigt hatten.Das gehört sich einfach nicht. Auch unsere Spieler müssen sich da zurückhalten!
Winfried Junker - Vorsitzender SV BW Fuhlenbrock
„Ich bin sofort auf den Platz gelaufen“, sagt Winfried Junker. Der Vorsitzende des gastgebenden SV Blau-Weiß Fuhlenbrock hatte dabei vor allem den Schutz des Schiedsrichters im Sinn: „Ich habe ihm gesagt, dass er nicht alleine ist, dass ich an seiner Seite stehe.“ Für das Verhalten der Fußballer zeigte Junker kein Verständnis. Die Spieler seiner Mannschaft nahm er dabei nicht aus: „Klipp und klar: Das gehört sich einfach nicht. Auch unsere Spieler müssen sich da zurückhalten. Wir werden das intern thematisieren.“ Worte der Anerkennung fand Junker für den Schiedsrichter. Das hatte Gründe. Denn der Unparteiische zeigte im Anschluss an die hitzigen Szenen großes Fingerspitzengefühl.
Nach strenger Auslegung des Regelwerks hätte Markus Jung wohl guten Gewissens die Hälfte aller Spieler vom Feld stellen können. Doch der Oberhausener kam mit wenigen Gelben Karten und nur einem Platzverweis aus. „Alle bis auf einen haben sich direkt nach den Auseinandersetzungen wieder vertragen, sie haben sich die Hand gegeben“, schilderte Jung seine Sicht auf die Dinge. Mildernde Umstände konnte nur ein Spieler nicht für sich geltend machen. Dafür fehlte ihm ganz offensichtlich die Einsicht.
Einen durchaus möglichen Spielabbruch zog Jung nicht in Betracht: „Die Aktionen richteten sich nicht gegen mich. Es gab letztlich keine zwingende Veranlassung dazu, das Spiel vorzeitig zu beenden.“ Eine klare Haltung, für die Jung an diesem Abend Anerkennung bekam. „Einen Schiedsrichter zu kritisieren, ist einfach. Wie wichtig er in einer solchen Situation ist, haben wir jetzt wieder erlebt. Ganz ohne Assistenten oder Videobeweis. Das war 1a“, so Junker.