Der zurückliegende Spieltag hat für den VfB Kirchhellen vieles verändert. Durch den 13:0-Erfolg über den SV Hansa Scholven und die Patzer der Konkurrenz grüßt der Klub nun von der Tabellenspitze der Kreisliga A. Eine Position, die das Team von Trainer Christian Gabmaier bis zum Saisonende nicht mehr aus der Hand geben will. Zwölf Spiele trennen die Kirchhellener von der Meisterschaft. Aber schon die nächste Partie hat es in sich: Der VfB muss heute beim VfL Grafenwald antreten, der nach einer personellen Schrothkur in der Winterpause zuletzt durch gute Resultate und noch bessere Leistungen auffiel. Spielbeginn am Sensenfeld ist um 19.30 Uhr.
„Ich finde die Rolle des Gejagten gar nicht so schlimm“, sagt Christian Gabmaier. Der Trainer des VfB Kirchhellen bewertet die neue Ausgangslage pragmatisch: „Wenn du als Verfolger von Sieg zu Sieg eilst und mit jedem Blick auf die Spiele der Konkurrenz feststellst, dass es immer noch nicht gereicht hat, ist das auch nicht schön. Wir sind jetzt Spitzenreiter und werden gut damit klarkommen.“
Ohnehin fiel den Kirchhellenern die Spitzenposition nicht in den Schoß. Sie ist der vorläufige Höhepunkt einer beeindruckenden Entwicklung. Das wird auch durch einen Blick in die Saisonstatistiken gestützt: Die letzte Niederlage liegt bereits 131 Tage zurück. Seit dem 0:1 bei der SpVgg. Middelich-Resse hat der VfB Kirchhellen in beeindruckender Deutlichkeit sieben Siege in Serie eingefahren, unter anderem gegen die bis zuletzt noch besser platzierten Spitzenteams aus Beckhausen (5:1) und Erle (6:2). Deutlicher unterstrichen wird die Kirchhellener Dominanz nur noch durch das Torverhältnis (82:10), allein in den letzten sieben Spielen erzielte die Gabmaier-Elf 47 Treffer.
Was die Konkurrenz aus Gelsenkirchen aktuell wohl am meisten frustriert, ist die Tatsache, dass Kirchhellen in den letzten Monaten keine gravierenden Schwachstellen offenbart. Der VfB ist schwer zu packen, weil er seine Stärke nicht wenigen herausstechenden Leistungsträgern, sondern dem mannschaftlichen Kollektiv verdankt. Einzelne Ausfälle und Formschwankungen stecken die Kirchhellener locker weg.
Zolna zeigt sich kämpferisch
Das macht es auch für den VfL Grafenwald schwierig, der heute Gastgeber- und Außenseiterrolle miteinander vereint. Auch Trainer Michael Zolna tut sich schwer damit, Schwachstellen beim Gegner auszumachen: „Pfft. Momentan sehe ich da nicht viel. Wir dürfen dem VfB nicht zu viel Raum geben, müssen aggressiv anlaufen und intelligent verteidigen.“ Die Wöller wähnen sich trotz aller Vorzeichen nicht chancenlos. „Es ist gar nicht so verkehrt, dass wir in dieser Saisonphase auf den VfB treffen“, sagt Zolna und führt aus: „Wir freuen uns riesig aufs Derby und gehen mit dem Anspruch aufs Feld, das Spiel gewinnen zu wollen. Sollte das am Ende nicht klappen, ist das nicht tragisch. Tragisch wäre es nur, wenn wir nicht alles versucht hätten.“
In der Vorsaison ging das Rezept auf: Der Underdog verließ nach 90 Spielminuten überraschend aber hoch verdient als Sieger den Kunstrasen. Ein Spiel, an das Christian Gabmaier nur ungern zurück denkt, immerhin dient es ihm heute zur Argumentationshilfe. Die Erinnerung an die Pleite der Vorsaison ist deutlich plastischer, als ein gut gemeinter „Wir dürfen den Gegner nicht unterschätzen“-Ratschlag.