Erle 08

Adade will Karriere machen

Bis zu meiner Suspendierung in Wattenscheid war alles möglich“, erzählt er über sich selber. Doch wenn Kevin Adade heute über Karriere spricht, meint er nicht die des Fußballprofis. Mit 27 Jahren befindet er sich im besten Fußballeralter, doch der Sport spielt nur noch eine Nebenrolle. „Ich muss meine Miete bezahlen können“, sagt der Industriekaufmann. „Das Kapitel Profifußball ist abgehakt.“

Adade spielt seit der vergangenen Saison in der Kreisliga A, für den Erler SV 08. „Die Anlage ist super und das Umfeld stimmt auch“, zollt er seinem Verein großen Respekt.

In seinem ersten Jahr für Erle verpasste seine Mannschaft nur hauchdünn den Aufstieg. Adade hielt dem Erler SV trotzdem die Treue. „Als ich damals gewechselt bin, habe ich dem Trainer einen Gefallen getan. Doch ich habe viel mehr gefunden als erhofft, da sind richtige Freundschaften entstanden“, erklärt er die Treue zu den Grün-Weißen.

Joggen um 5 Uhr

Da ist es etwas überraschend, dass er in der Hinrunde lediglich fünfmal auf dem Spielberichtsbogen auftauchte. Eine Verletzung ist dem Innenverteidiger, der in Erle auch schon den Stürmer gegeben hat, zum Glück nicht wiederfahren. Vielmehr hat ihn das Leben eingeholt. „Nach der Ausbildung zum Industriekaufmann habe ich ein Studium in Business-Administration begonnen. Da habe ich als Projektleiter eine 40- bis 45-Stunden-Woche. Der Aufwand, den ich zum Lernen betreibe, ist dazu noch relativ hoch. Ich wollte einfach in meiner Karriere vorankommen“, erklärt er die Gründe für den Rückzug vom Fußball.

Doch den Sport ganz aufgeben kann das frühere große Talent doch nicht. Regelmäßig klingelt der Wecker früh um fünf Uhr morgens, damit er wenigstens noch eine Runde Joggen gehen kann. „Den Sport wegfallen zu lassen, ist für mich keine Option. Es ist einfach ein guter Ausgleich neben dem Beruf“, betont Adade.

So kommt es nicht unerwartet, dass er für die restliche Rückrunde die Rückkehr in den Erler Kader angekündigt hat: „Ich stehe wieder zur Verfügung. Fußballspielen verlernt man ja nicht, und mit meiner Erfahrung hoffe ich, die junge Mannschaft in den entscheidenden Phasen unterstützen zu können.“

Einer, der sich auf das Comeback des Leistungsträgers freut, ist Rüdiger Kürschners: „Er ist ein wichtiger Bestandteil des Teams. Es ist super, dass er wieder dazustößt. Wenn er fit ist, ist er natürlich eine große Hilfe“, sagt der 08-Coach. „Er war in der letzten Saison einer unserer Führungsspieler.“

„Mit 30 möchte ich noch gerne hier spielen, egal in welcher Liga“

Kevin Adade

Trainer und Kicker kennen sich schon aus gemeinsamen Hasseler Zeiten, die Wertschätzung ist auf beiden Seiten sehr hoch. „Er ist schon immer sehr fair gewesen. Ich weiß, dass ich erst wieder Leistung im Training bringen muss, bevor er mich aufstellt“, nickt Adade.

Vor ihm liegt noch ein weiter Weg ins Team. In der laufenden Saison sind die Jungs vom „Forsthaus“ noch ungeschlagen. Der Klassenprimus marschierte sogar gänzlich ohne Punktverlust durch Gelsenkirchens Kreisliga A 1, ehe es erst im ersten Rückrundenspiel eine Punkteteilung gegen den SV Zweckel II gab. „Ich stelle keine Ansprüche, dafür ist die Leistung der Mannschaft einfach zu gut gewesen. Das hat mir den Abschied leichter gemacht, so konnte ich wenigstens mit einem lachenden und einem weinenden Auge pausieren.“

Das Kapitel Fußball beginnt für den Studenten nun neu. „Ich werde schauen, wie intensiv die Semester werden. Aber ich spiele einfach zu gerne, dafür macht der Fußball zu viel Spaß.“ Der Erler SV ist für den arrivierten Kicker zu einem Stück Heimat geworden: „Ich werde den Weg, den wir in Erle eingeschlagen haben, gerne weiterhin mitgehen. Mit 30 möchte ich noch gerne hier spielen, egal in welcher Liga“, sagt Adade. Das ist fast schon ein Liebesbekenntnis.