TuS-Spieler Okay Cinar zog sich bei einem Pressschlag mit dem Kapitän der Ballfreunde, Martin Herms, einen dreifachen Schienbeinbruch zu und musste noch am Sonntag operiert werden. Als direkt im Anschluss der Ausgleichstreffer für die Gastgeber fiel, eskalierte die Situation an der Hagenbecker Bahn. Mehrere Spieler, Zuschauer und Betreuer gerieten aneinander. Fadi El Zein, Co-Trainer des TuS, soll sogar einen Ballfreunde-Spieler geschlagen haben. Nach der verletzungsbedingten Unterbrechung wurde die Partie fortgesetzt. Die Gäste gewannen durch ein Tor in der Nachspielzeit mit 2:1.
RS fragte bei den Beteiligten nach: Was war da los?
Dennis Herrmann (Trainer Ballfreunde Bergeborbeck) "Bis zur Aktion, die zur schweren Verletzung von Okay Cinar führte, war es ein absolut faires Spiel. Es war ein Pressschlag und demnach kein Foul unseres Spielers. Der Abpraller leitete einen Konter für uns ein, den wir auch zum 1:1 verwerten konnten. Das alles passierte innerhalb weniger Sekunden und niemand von uns konnte erkennen, dass sich der TuS-Spieler beim vorherigen Zweikampf schwer verletzt hat. Das haben wir erst registriert, als der Ball im Tor war. Deshalb mache ich den Jungs überhaupt keinen Vorwurf. Auch der Schiedsrichter hat es nicht vernommen und ließ weiterspielen.
Was jedoch danach passierte, war wirklich unterste Schublade von Seiten des TuS. Es kam zu schweren Tumulten. Unsere Spieler wurden massiv bedroht und teilweise geschlagen. Ein Großteil meiner Jungs war davon verständlicherweise eingeschüchtert. Nachdem das Spiel fortgesetzt wurde, war das deutlich zu spüren. Leider war der Schiedsrichter mit der Situation restlos überfordert und hatte das Geschehen nicht mehr im Griff. Er stand direkt daneben, als Spieler von mir geschlagen und beleidigt wurden. Leider hat er sich nicht getraut, durchzugreifen und ließ weiterspielen. Verübeln kann man es ihm aber wohl nicht, denn auch er hatte offenbar Angst. Wenn TuS in der Nachspielzeit nicht den Siegtreffer erzielt hätte, wäre die Situation definitiv eskaliert. Es ist einfach nur traurig, dass man nur im Falle einer Niederlage unbeschadet von einem Fußballplatz kommt. Ebenfalls schlimm ist die Tatsache, dass während des Spiels und im Anschluss langjährige TuS-Mitglieder, die nun bei uns sind, unter der Gürtellinie beleidigt wurden. Die Familie unseres Torwarts wurde ebenfalls angegangen, obwohl Frauen und Kinder dabei waren. Das ist wirklich erschütternd und aus meiner Sicht auch folgerichtig, dass mehrere Leute angekündigt haben, dem TuS künftig den Rücken zukehren zu wollen. Immerhin haben sich drei TuS-Spieler nach dem Spiel bei uns in der Kabine entschuldigt, das haben wir auch angenommen.
Am meisten tut mir aber natürlich die schwere Verletzung von Okay Cinar leid. Ich hoffe einfach, dass er bald wieder auf dem Fußballplatz steht. Die gesamte Mannschaft der Ballfreunde Bergeborbeck wünscht Okay auf diesem Wege eine schnelle und gute Genesung."
Ludwig Singendonk (Sportlicher Leiter TuS 84/10 Essen): "Bis zur 70. Minute war es ein ruhiges, gutes Kreisliga-A-Spiel. Dann kam leider der Pressschlag zwischen dem Ballfreunde-Kapitän und unserem Spieler Okay Cinar. Okay hat sich dabei einen dreifachen Schienbeinbruch zugezogen. Danach begann alles unruhiger zu werden. Die Ballfreunde haben weiter gespielt und das 1:1 erzielt. Ich hätte mir gewünscht, dass der Gegner den Ball ins Aus spielt oder uns nach dem Tor einen Treffer schenkt. Das wäre aus meiner Sicht Fair-Play gewesen. Für mich ist das aber auch abgehakt. Der einzige Verlierer in dieser Geschichte ist Okay Cinar, der vielleicht nie mehr Fußball spielen wird. Ich habe gehört, dass er einen dreifachen Bruch erlitten haben soll. Das tut mir für den Jungen unendlich leid.
Unser Co-Trainer Fadi El Zein hat sich natürlich auch nicht astrein verhalten. Aber er ist Südländer und sehr emotional. Mich macht es aber sehr traurig und nachdenklich, was da passiert ist. Wir spielen sportlich eine super Saison. Solche Sachen beschädigen aber unseren Ruf. Vor der Saison hatte ich nur vier Spieler, da habe ich Fadi El Zein ins Boot geholt und wie man sieht, war es sportlich gesehen eine richtige Entscheidung. Klar ist aber auch, dass viele Spieler, die zu uns gekommen sind, schwere Charaktere sind. Bislang sind sie aber nicht negativ in Erscheinung getreten. Ich hoffe, dass das in dieser Saison nicht mehr vorkommt. Ich mache und tue alles für den Verein, angefangen beim Wasser holen und Trikotwaschen. Da habe ich keine Lust mich für solche Sachen zurechtfertigen. Ich muss mir das alles nicht mehr antun. Ich werde mich zu Weihnachten mit meiner Familie zusammensetzen und entscheiden, wie es weiter geht."