Am 23. April feiert der FC 96 Recklinghausen, der im Frühjahr 1996 als Nachfolgeverein des Konkurs gegangenen 1. FC Recklinghausen gegründet wurde, seinen 18. Geburtstag. Am liebsten würde er die Feierlichkeiten zur „Volljährigkeit“ wenige Wochen später mit dem Aufstieg in die Bezirksliga verbinden. Die dafür nötige Qualität in der Mannschaft ist vorhanden, doch wie so oft sind es die berühmten Nebenkriegsschauplätze, die den Gelb-Grünen mächtig zu schaffen machen.
Aufstieg erwünscht, aber kein Muss
Wer sich mit Zelimir Filipovic unterhält, dem wird ziemlich schnell bewusst, dass dieser Mann mit Leib und Seele für seinen Verein kämpft. Als Sportlicher Leiter des FC 96 Recklinghausen spielt er beim Neuaufbau des Klubs eine wichtige Rolle. Er trägt die Verantwortung dafür, dass der A-Ligist personell stark genug aufgestellt ist, um möglichst schnell wieder überkreislich Fußball zu spielen – am besten schon in der nächsten Saison. „Unser Ziel ist zwar der Aufstieg“, gibt Filipovic unumwunden zu, betont aber auch: „Er ist kein Muss.“
Drei Jahre, drei Abstiege
Mit forschen Ankündigungen halten sie sich im Süden Recklinghausens lieber zurück. Zu tief ist der Verein binnen weniger Jahre gefallen. Zu schnell ging kaputt, was seit der Neugründung aufgebaut worden war. Elf Jahre benötigte der FC 96, um sich von der Kreisliga A wieder in die Verbandsliga (inzwischen Westfalenliga) zu kämpfen. Zwischen 2007 und 2011 hielt sich der Verein in dieser Spielklasse, doch dann geriet er wegen finanzieller Verfehlungen erneut in Schwierigkeiten und erlebte einen rasanten Absturz, der nach drei Abstiegen in drei Jahren wieder dort endete, wo alles begann: in der Kreisliga A.
Immerhin ist es den Verantwortlichen gelungen, in dieser Saison endlich wieder eine Mannschaft auf die Beine zu stellen, die in ihrer Liga konkurrenzfähig ist. Der FC 96 ist mittendrin im Kampf um den Aufstieg und hat laut Filipovic „auf jeden Fall das Potenzial, am Ende ganz oben zu stehen.“
Erfolgreich, aber plötzlich will der Trainer gehen
So weit, so gut, doch ganz ohne Schwierigkeiten läuft der Neustart nicht. Am 2. März teilte Trainer Dragi Durdevic dem Vorstand mit, dass er sein Amt im Sommer abgeben wird. Der FC hatte zwar gerade 1:4 gegen Genclikspor Recklinghausen, einen direkten Konkurrenten im Rennen um den Aufstieg, verloren, doch sportliche Gründe hatte die Entscheidung nicht. Intern herrschten offenbar Differenzen, über die Durdevic künftig nicht mehr hinwegsehen möchte. „Er hat einen guten Job gemacht. Wir waren von seiner Entscheidung total überrascht“, sagt Filipovic nur. Zunächst hieß es, Durdevic würde bis zum Saisonende weitermachen, doch letzte Woche war Schluss. Thomas Wiener trat die Nachfolge an.
Doch das war und ist jedoch beileibe nicht das einzige Problem, mit dem Filipovic zu kämpfen hat. Schon seit Dezember ist das Stadion Hohenhorst, die Heimat der FC 96, gesperrt, weil dort eine Fliegerbombe entdeckt wurde, die bis dato nicht entschärft und entfernt wurde. „Das ist eine katastrophale Situation für uns“, ärgert sich Filipovic über die Stadt Recklinghausen. „Woche für Woche kämpfen wir, um endlich wieder in unserem Stadion spielen zu können.“
Rückschläge sind sie gewohnt
Schon seit fast drei Monaten kann die Mannschaft nur auf dem nicht von der Sperrung betroffenen Aschenplatz des Vereins trainieren. Um Heimspiele auf einem angrenzenden Rasenplatz austragen zu dürfen, muss jedes Mal ein Antrag gestellt werden. „Das ist alles sehr umständlich und führt natürlich dazu, dass die Spieler genervt und unzufrieden sind. Das stört die Konzentration“, sagt der Sportliche Leiter. „Dass dann auch noch der Trainer sagt, er hört am Ende der Saison auf, ist schon extrem ärgerlich.“
Optimale Bedingungen, um im Mai tatsächlich den direkten Wiederaufstieg in die Bezirksliga zu schaffen, sehen ohne Frage anders aus. Doch Rückschläge sind sie beim FC 96 Recklinghausen ja zur Genüge gewohnt. Vielleicht gelingt es dem Klub also tatsächlich, allen Schwierigkeiten zu trotzen und die Kreisliga wieder zu verlassen. Kämpfern wie Zelimir Filipovic wäre das jedenfalls zu wünschen.