Hat ein Mitglied des Gremiums nun gelogen oder nicht? Georg-Rudolf Fischer, Bezirksvertreter der Linkpartei in Herne-Sodingen, hatte dies gegenüber RevierSport vor Tagen bestätigt. Jetzt rudert Bärbel Beuermann, Ratsmitglied für die Herner Linken, zurück: "Die Frage, ob der FC Marokko Herne Jugendarbeit betreibt, stand nicht zur Debatte. Erst auf Nachfrage von Vereinsmitgliedern im Integrationsrat kam das Thema überhaupt zustande." Klare Worte, die die Stadt Herne mit ihren Aussagen unterstreicht: "Das Thema Jugendarbeit wurde weder im Sportausschuss noch in der Bezirksvertretung Sodingen angesprochen", sagt Pressesprecher Christoph Hüsken. Das entlastet nicht nur die Stadt Herne, sondern auch den ehemaligen Leiter des Fachbereichs Sport, Eduard Belker, den Marokkos Vorsitzender Mustafa Mokhtari der Lüge bezichtigt hatte.
Politische Rolle rückwärts
Weitere Fragen bleiben allerdings. Auch Abgeordnete der CDU Herne fordern mittlerweile klare Aussagen der Stadt: "Den 16-Punkte-Katalog, den das Gremium scheinbar zur Entscheidungsfindung genutzt hat, hat keiner von uns aus der CDU gesehen. Wir sind unzufrieden mit der Informationslage und müssen dementsprechend auf die Entscheidung des Gerichts warten", erklärt Sven Rickert, Bezirksabgeordneter in Sodingen. Auch Horst Severin, der für die CDU im Sportausschuss sitzt, fordert weitere Aufklärung: "Beide Seiten sollten mit offenen Karten spielen und sich an einen Tisch setzen. Diese Eskalation ist schade."
Große Unzufriedenheit über die Informationslage
Mokhtari, Vereinsvorsitzender des FC Marokko Herne, sieht weitere Punkte als kritisch an: "Das Gremium hat als Mitgliederzahl 35 Personen für unseren Verein gewertet. Bei fünf Mannschaften ist das schlicht unmöglich. Auch eine Bescheinigung vom Landessportbund über die korrekte Zahl von 192 Mitgliedern wurde nicht akzeptiert, obwohl ich diese Herrn Belker persönlich übergeben habe." Mokhtari legt allerdings noch nach: "Ich habe vier Kooperationsverträge abgegeben, einen sogar vom Ex-Bochumer Peter Peschel. Hat das etwas geändert? Nein!" Inwieweit diese Aussagen und Vorwürfe berechtigt sind, können nur die Akten des Gremiums klären, auf welche die Öffentlichkeit bis jetzt keinen Zugriff hatte.
Schaden für den Herner Sport könnte immens sein
Solange es bei dieser unklaren Informationslage bleibt, scheint keine Aufklärung in Sicht zu sein. Stattdessen läuft alles auf einen Showdown vor Gericht hinaus, den die Stadt Herne allerdings nicht fürchtet. "Das ist das gute Recht des Vereins. Es darf nur nicht auf die persönliche Ebene abweichen", sagt Hüsken. Ob und inwieweit vorher Aufklärung geschaffen werden kann, ist zu diesem Zeitpunkt äußerst ungewiss. Sollten sich allerdings die Vorwürfe als haltlos erweisen, steht der FC Marokko Herne vor einer schwierigen Zukunft. Sicher scheint nur eins: Gewinner wird es bei diesem Verfahren nicht geben, sondern einen großen Verlierer: den Herner Sport.