Wie RevierSport bereits berichtete, wurde dem FC Marokko der Zuschlag für die neue Sportanlage verwehrt. Der Vorsitzende Mustafa Mokhtari will diese Entscheidung nicht akzeptieren. "Wir leisten seit sechs Jahren sehr gute Arbeit und werden dafür bestraft. Scheinbar sind Ambitionen des FC Marokko nicht erwünscht."
Sechs Vereine hatten sich für ursprünglich vier zu vergebende Plätze beworben, bevor der Kreis mit einer Erhöhung auf fünf Klubs einverstanden war. "Dass Horsthausen, Fortuna Herne und Falkenhorst gesetzt sind, das ist klar. Aber warum Elpeshof und RW Türkspor, die keinerlei Jugendarbeit leisten, uns vorgezogen werden, verstehe ich nicht", erklärt Mokhtari und fügt hinzu: "Es war doch schon vorher klar, dass Marokko Herne nicht erwünscht ist. Wir hätten es verdient gehabt, aber der Punktekatalog wurde so ausgelegt, dass wir keine Chance haben." Starke Vorwürfe des Vorsitzenden, der Vetternwirtschaft und Ausgrenzung im Gremium wittert. "Wir weisen diesen Vorwurf entschieden zurück. Das Verfahren war fair und transparent", bekräftigt der Pressesprecher der Stadt Herne, Christoph Hüsken.
Vorwurf der Vetternwirtschaft und Ausgrenzung
Das vom Gremium verwendete Punktesystem bestand aus 16 Kriterien, unter anderem der Mitgliederzahl. Bei diesem Punkt sieht Mokhtari Fehler in der Auflistung: "Es wurde die falsche Mitgliederzahl verwendet. Die erste Meldung unserer Mitgliederzahl nach der Gründung 2007 war 35. Die kann doch heute gar nicht mehr aktuell sein: Wir haben sechs gemeldete Mannschaften und das wurde vom Gremium absichtlich ignoriert", glaubt Mokhtari. Bei den meisten anderen Punkten sieht er ebenfalls Handlungsbedarf: "Allein, dass die sportliche Qualität und Leistung nur sekundär ist, empfinde ich als unverschämt. Wir leisten gute Arbeit bei der Integration, holen die Kinder von der Straße, aber man will uns einfach nicht. Das hat nichts mit Fair-Play zu tun."
Das angesprochene Gremium bestand aus den Vorsitzenden des Sportausschusses Wolfgang Stohr (SPD), des Stadtsportbundes Jürgen Cokelc, des Fußballkreises Herne Reinhold Spohn und Ede Belker, ehemaliger Chef der Sportverwaltung Herne. Letzteren bezichtigt Mokhtari gar der Lüge: "Er hat vor dem Sportausschuss behauptet, Marokko Herne würde keine Jugendarbeit leisten." Hüsken widerspricht Mokhtaris Thesen: "Die Gremiumsmitglieder haben die Kriterien vor dem Beginn des inhaltlichen Verfahrens festgelegt, also sind sie auf keinen Verein extra zugeschnitten oder ähnliches."
Änderungen für diese Saison nicht erwartet
Spohn zeigt sich traurig über die Entwicklung: "Dass die Sache vor Gericht landet, ist natürlich nicht wünschenswert. Allerdings bleibt für die kommende Saison alles so wie verkündet, weil es spieltechnisch nicht anders möglich ist." Dokumente der Stadt Herne, die RevierSport vorliegen, zeigen, dass die Stadt das Problem lieber gestern als heute gelöst hätte. Marokko Herne wurde unter anderem angeboten sich auf zwei Plätze zu verteilen, ohne Sozialgebäude. Während die zweite Mannschaft am oberen Stadtgarten unterkommen sollte, hätten die anderen Mannschaften auch auf der neuen Anlage an der Horsthauser Straße spielen können. "Das haben wir nicht akzeptiert. Wir sind ein Verein und wollen auf einen Platz. Außerdem wussten die anderen Vereine nicht Bescheid, dass wir als sechster Verein auf die Anlage sollen – ohne Container, Vereinsheim und zu inakzeptablen Trainingszeiten", erklärt Mokhtari.
"Wir wollen auf einen Kunstrasen!"
Da die sportliche Heimat des FC Marokko Herne - der Sportplatz "Jürgens Hof" - nach der Winterpause geschlossen wird, soll der Verein laut Spohn auf die Anlage des ESV Herne am oberen Stadtgarten weiterziehen. Doch Mokhtari findet: "Wir wollen auf einen Kunstrasenplatz, das steht uns nach der korrekten Bewerbung und unseren Leistungen einfach zu." Hüsken sieht bei der Stadt keinerlei Fehler: "Wir haben uns nichts vorzuwerfen, die Vereine konnten ihre Ergebnisse im Detail nachvollziehen und jetzt warten wir auf das Gerichtsverfahren." Bis zum Beginn des Prozesses ist allerdings nur eines sicher: Böses Blut wird weiterhin zwischen den Verantwortlichen fließen.