1. Grundsatz: Das Spiel dauert so lange, wie Du es willst!
Komme prinzipiell frühestens eine Minute vor Anstoß, denn Du bist der wichtigste Mann auf dem Platz und alles hat sich dementsprechend auch nach dir zu richten.
Falls dir heute nicht danach ist, brauchst Du auch einfach gar nicht erscheinen.
Fragt ein Spieler „Schiri, wie lange noch?“, antworte auf keinen Fall unmittelbar und konkret. Zu empfehlen ist hier die Antwort: „Lange genug!“
Scheue dich nicht, auch in der 85. Minute das Spiel abzupfeifen, wenn Du in einer Viertelstunde im Biergarten sitzen willst. Du willst dir ja schließlich nicht den kompletten Sonntag versauen.
2. Grundsatz: Überzeuge durch sympathisches Auftreten
Zeige deinen außergewöhnlichen Sinn für Humor kurz vor dem Spiel, wenn Du die Spieler auf Ohrringe und Piercings untersuchst: „Das gilt auch für den Intimbereich, ne? Höhö!“
Dein Chef drangsaliert dich und dein Job ist langweilig. Es ist also vollkommen in Ordnung, dass Du deine Machtstellung auf dem Fußballplatz ausnutzt und auftrittst wie der große Zampano.
Dank deiner Adleraugen ist der Mittelkreis als Bewegungsradius völlig ausreichend, selbst Strafstöße sind für dich von der Position ohne Probleme zu erkennen.
Versuche mit extravagantem Laufstil und ruckartigen Handzeichen die Gunst des Publikums zu gewinnen. Gebe niemals Fehler zu, auch und erst Recht nicht nach dem Spiel.
3. Grundsatz: Regeln sind Auslegungssache!
Du entscheidest auf Abseits in folgenden Fällen: - Der Abwehrspieler brüllt laut „Abseits“ und wedelt dabei bedrohlich mit der Hand - Du magst den Stürmer nicht
Du entscheidest nicht auf Abseits in folgenden Fällen: - Du magst den Abwehrspieler nicht - Du hast deine Pfeife fallen lassen
Lasse den Stürmer, der, von der Mittellinie startend, einen 50-Meter-Pass in Richtung gegnerischer Eckfahne erhalten hat, immer bis zum Ball sprinten, ehe du die Abseitsposition pfeifst. Wenn er dich verzweifelt fragend anguckt, grinse verschmitzt und verweise auf die offiziellen FIFA-Regeln.
Englische Härte ist bei deiner Regelauslegung ein Kindergeburtstag. Gib niemals eine rote Karte für ein Foul, selbst wenn der betroffene Spieler nach der Aktion mit dem Rettungswagen abgeholt werden muss. „Seien Sie beim nächsten Mal ein bisschen vorsichtiger, junger Mann!“ sollte genügen, um die Brisanz aus dem Spiel zu nehmen. Andererseits: Sobald ein Spieler es wagt, eine deiner Entscheidungen mit einem leichten Abwinken ins Lächerliche zu ziehen, gibt es nur eine Konsequenz: Duschen gehen, drei Spiele Sperre.
Pfeife aus Prinzip mindestens zwei falsche Einwürfe pro Spiel – weil Du es kannst.
4. Grundsatz: Kompetentes Aussehen ist das A und O
Dein Bierbauch ist kein Hindernis, dich in eines dieser modernen, eng anliegenden Adidas-Schiedsrichtertrikots zu quetschen.
Das besagte Trikot darf dabei unter keinen Umständen deinen ganzen Bauch bedecken. Die Anwesenden - insbesondere die Damenwelt - können nicht auf deine behaarte Bauchnabelpartie verzichten.
Deine Hose sollte winzig klein sein und möglichst viel deiner spindeldürren Beine zeigen, von denen Du dich fragst, wie lange sie den Oberkörper noch tragen mögen.
Fußballschuhe sind was für Fußballer. Für dich gibt es Schiedsrichterschuhe: beliebt sind klobige, alte Laufschuhe aus den 70ern.
Die Stutzen müssen allerdings in jedem Fall bis zum Knie hochgezogen werden und können im Zweifel auch als Thrombosestrümpfe verwendet werden.