Die U19 von Borussia Dortmund hat die dritte Deutsche Meisterschaft in Serie haarscharf verpasst. In einem unterhaltsamen Endspiel bei Mainz 05 unterlagen die BVB-Talente mit 2:4 nach Verlängerung.
In einer spektakulären Schlussphase hatte das Team von Trainer Mike Tullberg zwei Rückstände wettgemacht, auf den dritten Gegentreffer fanden die Borussen keine Antwort mehr. Für die Entscheidung sorgte der Mainzer Grigorijs Degtjarevs in der Nachspielzeit der Verlängerung (120.+3). Für die 05er ist es der zweite Titel der Vereinsgeschichte. 2009 triumphierte der FSV zuletzt - ebenfalls gegen Dortmund.
Vor einer würdigen Kulisse von 15.705 Zuschauern im Mainzer Profi-Stadion - darunter BVB-Chef Hans-Joachim Watzke und Sportdirektor Sebastian Kehl - war den Spielern beider Teams die Bedeutung der Partie anfangs deutlich anzumerken. Mit wenig Risiko tasteten sich beide Teams ab, in den Zweikämpfen ging es intensiv zu.
Auf Mainzer Seite vor allem im Fokus: Nelson Weiper, der schon zwei Tore für das Bundesliga-Team erzielte - und beim 3:1-Sieg der Profis gegen den FC Bayern tags zuvor zum Kader gehörte.
Und auch gegen den BVB stand Weiper gleich im Mittelpunkt. Eine erste Halbchance des 18-Jährigen verteidigte Dortmunds Kapitän Nnamdi Collins souverän (7.). Glück hatten die Borussen, als Weiper völlig freistehend eine Flanke aus kürzester Distanz übers Tor schoss - es war eine hundertprozentige Chance (25.).
Vom wohl besten Stürmer der Gäste, Bundesliga-West-Torschützenkönig und Halbfinal-Viererpacker Julian Rijkhoff, war unterdessen wenig zu sehen. Wenn es nach vorne ging, dann meist über den schnellen Samuel Bamba, der nach einer starken Einzelaktion den ersten gefährlichen Abschluss des BVB abgab (19.).
Mainz: Babatz - Götze, Müller (90. Azakir), Schulz, Dal, Amann (90. Kalemba), Kaygin (76. Dardari), Gleiber, Weiper, Gruda, Bierschenk
BVB: Kirsch - Cisse, Collins, Blank, Rothe, Walz, Ludwig (62. Lubach), Bamba, Wätjen (62. Onofrietti), Rijkhoff, Brunner (102. Simic)
Tore: 1:0 Bierschenk (51.), 1:1 Campbell (83.), 2:1 Collins (86./ET), 2:2 Brunner (87.), 3:2 Dardari (112.), 4:2 Degtjarevs (120 + 3)
Zuschauer: 15.705
Im Laufe der ersten Hälfte wurde die Partie offener, wobei Mainz konsequenter auftrat. Nach der Riesen-Chance für Weiper hatte der BVB nach einer knappen halben Stunde erneut Glück. Maxim Dal hämmerte den Ball von der Strafraumkante aus ans Aluminium (29.).
Ganz zum Ärger von Borussia-Trainer Tullberg verfielen die Gäste zunehmend in Passivität. Als der Schiedsrichter die torlose erste Halbzeit beendete, war der FSV die etwas bessere Mannschaft.
An diesem Bild veränderte sich nach Wiederanpfiff nichts. Im Gegenteil: Mainz kam druckvoll aus der Kabine - und krönte eine starke Phase mit dem Führungstreffer. Weiper traf den Pfosten, Lovis Bierschenk verwandelte den Rebound und sorgte für Ekstase im Stadion (51.).
Jetzt war der BVB zu einer Reaktion gezwungen. Den Borussen gelang es jedoch nicht, über einen längeren Zeitraum Druck aufzubauen. Eine der wenigen Gelegenheiten hatte der eingewechselte Vincenzo Onofrietti nach einem Distanzschuss (66.).
Mit Einbruch der Schlussviertelstunde beorderte Tullberg den körperlich starken Innenverteidiger Collins in die Sturmspitze, brachte mit Cole Campbell eine weitere frische Offensivkraft. Zwei Schachzüge, die sich auszahlen sollten: Collins stiftete nach einem langen Ball in den Mainzer Strafraum Verwirrung, Campbell köpfte nur kurz nach seiner Einwechslung zum Ausgleich ein (83.).
Es war der Vorgeschmack auf eine denkwürdige Schlussphase. Denn nur fünf Minuten später war Mainz wieder vorne. Weiper schloss per Hacke ab, BVB-Keeper Kirsch parierte, traf mit seinem Abwehrversuch aber Collins - der Ball prallte ins eigene Tor (86.).
Und die Borussen? Die zeigten die bestmögliche Reaktion auf den späten Nackenschlag. Keine zwei Minuten später schlug Vasco Walz den Ball weit nach vorne, wo Paris Brunner von einem Mainzer Stellungsfehler profitierte. Der Nachwuchsstürmer war plötzlich frei durch, lupfte zum 2:2-Ausgleich ein (87.). Bei diesem Spielstand ging es in die Verlängerung.
BVB-Kapitän Collins verpasst das 3:3 in der Verlängerung
Hier machte Weiper den Auftakt mit einer Kopfball-Chance (91.), danach verflachte das Tempo der Partie. Beide Seiten bezahlten die Rechnung für die hochintensiven 90 Minuten zuvor. Torraumszenen ergaben sich dennoch, da neben den Kräften auch die Konzentration nachließ. Für Dortmund ließ Rijkhoff eine vielversprechende Möglichkeit liegen (101.), ein Abschluss von Campbell traf die Latte (107.).
Mainz blieb dennoch die leicht überlegene Mannschaft in der Verlängerung. Und dafür belohnten sich die Rheinhessen knapp zehn Minuten vor Abpfiff. Eine Flanke von der rechten Seite landete bei Aiman Dardari, der den FSV per Direktabnahme aus kurzer Distanz in Führung brachte (112.).
Nun lag Dortmund zum dritten Mal in Rückstand - und antwortete beinahe zum dritten Mal. Der erneut nach vorne aufgerückte Collins kam völlig frei zum Abschluss, verzog aber übers Tor. Es war die Riesen-Chance auf den Ausgleich (117.). Und auch die letzte. Denn die Mainzer retteten den Vorsprung durch die Verlängerung. In der dritten Minute der Nachspielzeit sorgte Grigorijs Degtjarevs mit einem Schuss ins leere BVB-Tor für die Entscheidung.