Er ist Europameister geworden und EM-Torschützenkönig mit der türkischen U17-Nationalelf, erreichte bei der Weltmeisterschaft im Oktober den vierten Platz und wird von europäischen Top-Clubs wie Manchester United gejagt. Nicht schlecht für einen 17-Jährigen, doch Tevfik Köse von Bayer Leverkusen bleibt auf dem Teppich. Was habe ich bisher im Leben erreicht? Es gibt keinen Grund, arrogant zu sein, erklärt der Youngster.
Auch wegen dieser Bescheidenheit prognostizieren ihm viele Experten eine große Zukunft, zum Beispiel der türkische Auswahl-Trainer Fatih Terim: Er hat einiges Potenzial und ist ein Thema für die A-Mannschaft. Ich werde seine Entwicklung genau beobachten. So deutliche Worte hört man selten über einen Akteur, der noch nicht eine Minute im Senioren-Fußball gespielt hat. Doch Terim weiß, dass sein Urteil kein Schnellschuss ist. Und, dass der Youngster trotz des Lobes nicht gleich abheben wird. Für mich ist das eine zusätzliche Motivation, wenn so ein großer Coach das über mich sagt, bekennt der frühere Balljunge.
Regionalliga nach der Winterpause?
Und hat kein Problem damit, vorerst weiter in der U19-Bundesliga zu kicken: Es macht mir Spaß, aber auf Dauer brauche ich schon eine neue Herausforderung. Vielleicht kann ich schon nach der Winterpause bei den Amateuren spielen. Dass Köse bereit für höhere Aufgaben ist, belegen die Zahlen: In dieser Saison erzielte er neun Treffer in sieben Spielen, in der vergangenen waren es 18 in 14 Partien. Auch deshalb betont sein Coach Thomas Hörster: Tevfik ist ein typischer Torjäger, er hat diesen Instinkt, der einfach Gold wert ist. Zudem ist er ein sehr guter Techniker, kann auch mal den Ball halten. Er ist für uns einfach nicht zu ersetzen.
Seit dreieinhalb Jahren kickt der gebürtige Düsseldorfer beim Werks-Club, wohnt aber weiterhin bei seinen Eltern in der Kö-Stadt. Ich habe mit der Fortuna oft gegen Bayer gespielt, wurde irgendwann von den Verantwortlichen angesprochen. Der Name hat einen guten Klang, die Trainings-Bedingungen sind optimal. Daher war mir schnell klar, das ist mein Verein, berichtet der Angreifer über den ersten Kontakt nach Leverkusen.
Auch die Identifikation mit dem Namensgeber ist vorhanden, seit einem Jahr absolviert er bei Bayer eine Ausbildung zum Sport- und Industriekaufmann. Mir ist wichtig, ein zweites Standbein neben dem Fußball zu haben, betont der ManU-Fan. Dabei weiß Köse, dass seine nähere berufliche Zukunft auf dem Rasen liegt, seit der WM im Oktober stehen die großen Clubs aus England und Italien trotz Vertrag bis 2009 Schlange. Kein Wunder, schließlich war er mit vier Treffern und zwei Vorlagen der drittbeste Scorer des Turniers, schoss die Türkei gemeinsam mit Shootingstar Nuri Sahin bis ins Halbfinale. Und der hat bekanntlich inzwischen den Durchbruch bei Borussia Dortmund geschafft. Nuri ist ein super Kumpel, wir telefonieren regelmäßig. Ich gönne es ihm, dass es so gut läuft, sagt Köse. Wohlwissend, dass er der nächste sein könnte.
Treffen mit van Nistelrooy
Immerhin einmal pro Woche trainiert er bei den Profis mit und saugt jedes Detail wissbegierig auf: Das Niveau ist interessant, ich muss viel beobachten, kann mir von jedem etwas abschauen. Wie ein Dimitar Berbatov mit dem Ball umgeht, ist schon toll. Sein größtes Idol kickt aber auf der Insel: Ruud van Nistelrooy ist mein Vorbild, ich habe ihn sogar schon persönlich kennen gelernt, als Manchester 2002 in Leverkusen gespielt hat. Ich war beim Training, durfte in die Kabine und mir Autogramme holen. Wir haben uns zwei, drei Minuten lang unterhalten. Privat ist er sehr sympathisch, auf dem Feld aber eine echte Tormaschine. Wenn Köse so weiter macht, sagen die Nachwuchs-Talente in ein paar Jahren so etwas vielleicht auch über ihn. Kai Griepenkerl