Beim letzten U19-Finale mit deutscher Beteiligung 2002 hatte ein Treffer des Spaniers Fernando Torres den großen Coup verhindert - der Torres, der im Juni im "großen" EURO-Finale auch das Schicksal der Nationalmannschaft besiegelte. Kein Wunder, dass Sammer vor dem Endspiel am Samstag in Jablonec gegen Italien (19.00 Uhr/live bei Eurosport) an "spanische Tugenden" appellierte: "Die Bereitschaft muss da sein, das Allerletzte zu geben, sich aufzuopfern. Oder, wie es Xavi vor dem EM-Endspiel gesagt hat: Für den Sieg zu sterben."
Bei Trainer Horst Hrubesch kam diese Botschaft ebenso an wie bei dessen Spielern. Hrubesch versprach der Squadra Azzurra "einen Fight", Siegtorschütze Richard Sukuta-Pasu von Bayer Leverkusen meinte: "Jetzt zählt für uns nur ein Erfolg. Wir wollen den Titel!" Die von Sammer geforderte Siegermentalität war schon gegen die starken Tschechen spürbar. Vor 500 Fans brachte der Leverkusener Marcel Risse die spielerisch bessere DFB-Auswahl per Distanzschuss in Führung (17.). Tomas Necid erzielte per Freistoß den Ausgleich (24.), ehe es in die Verlängerung ging. Als alles schon nach einem Elfmeterschießen aussah, traf Sukuta-Pasu zum 2:1 (119.). "Das Spiel war ein Tanz auf der Rasierklinge. Wir haben den Sieg erkämpft, das Finale ist ein weiterer kleiner Meilenstein", sagte Sammer.
Ein Wermutstropfen im Siegerkelch war jedoch die zweite Gelbe Karte für Savio Nsereko. Der Italien-Legionär zog sich nach dem 2:1 sein Trikot über den Kopf, wurde verwarnt und ist nun gesperrt. "Das ist tragisch. Er spielt bei Brescia - für ihn ist es doppelt bitter, dass er fehlt", sagte Sammer, der sich "mehr Fingerspitzengefühl" von Schiedsrichter Olivier Thual aus Frankreich erhofft hätte. Die Regel, die zur Sperre führte, nannte Sammer "fußballfeindlich". Nsereko saß jammernd und "sehr traurig" auf der Bank, während seine Kollegen jubelten.
Sammer glaubt, dass die Hrubesch-Elf auch gegen Italien weiter feiern und den ersten Juniorentitel für den DFB seit der U16-EM 1992 holen wird. "Sie hat eine gute Mischung aus Führungsspielern, Individualisten und mannschaftsverbindenden Elementen. Der Halbfinalsieg war ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Am Samstag kann die Mannschaft den großen Schritt gehen."