Wenn Jerry Sonntagmorgens auf Torejagd geht, kann sein Vater normalerweise nicht dabei sein. Denn genau dann ist Jabis mit der sonntäglichen Messe beschäftigt und hält die Predigt. „Ich konnte diese Saison leider nur wenige Spiele sehen“, sagt er traurig, zeigt aber auch gleichzeitig, wie stolz er auf seinen Sohn ist. Denn Jerry spielt in der U19 des MSV Duisburg in der A-Junioren Bundesliga. 23 Mal ist der 17-Jährige dabei in der abgelaufenen Saison aufgelaufen, dabei gelangen ihm drei Treffer.
Mutter Louisa gibt oft gute Tipps Gemeinsam mit seinen Eltern und Geschwistern wohnt Jerry in einem Pastorenhaus in Duisburg-Homberg. Es grenzt direkt an der Kirche, in der sein Vater jeden Sonntag die Predigt hält. Gedanklich ist Jabis aber jede Woche bei seinem Sohn: „Ich hoffe sehr, dass er sich seinen großen Traum erfüllen kann und vielleicht sogar irgendwann ein großer Fußballer wird.“ Auf Tipps von seinem Vater muss er dabei jedoch verzichten, das Talent hat er von seiner Mutter Louisa. „Sie kann ihm da eher helfen, ich habe vom Fußball eher wenig Ahnung.“ Jerry bestätigt dies: „Sie kann mir oft gute Tipps geben.“
Seine Mutter steht schließlich jedes Mal mit dem Foto-Apparat am Spielfeldrand und knipst fleißig. Seine Geschwister sind ebenfalls immer wieder mit dabei. Jerry zeigt sich dafür sehr denkbar: „Ich genieße es, wenn sie mit dabei sind.“
Für mich ist es ein Geschenk, dass ich in der U19-Bundesliga spielen darf, aber ich weiß auch, dass ich hart arbeiten muss, damit es so bleibt.
Jeremiah "Jerry" Osei
Seit fünf Jahren spielt er bereits für den MSV. Als die Familie Osei vor fünf Jahren nach Duisburg gezogen sind, haben sie sich sofort für die Zebras entschieden: „Es ist ein toller Verein, hier möchte ich unbedingt Profi werden.“ Seine fußballerische Laufbahn begann beim SV Darmstadt, ehe die Familie aus beruflichen Gründen nach Hamburg ziehen musste. Wann immer es geht, bringt Jabis seinen Sohn zum Trainingsgelände an der Westender Straße. Das hat er auch schon auf allen anderen Stationen vorher getan.
Schon zu Beginn seiner fußballerischen Laufbahn hat der Sohn ghanaischer Eltern dabei Didier Drogba nachgeeifert: „Er war immer schon mein Lieblingsfußballer. Seine Kopfballstärke war bewundernswert, genauso die Art und Weise, wie er sich nach oben gekämpft hat.“
Osei hat Fitness- und Ernährungsplan umgestellt
In Duisburg spielt Jerry genau wie sein Idol im Sturmzentrum. Das zeigt auch seine Leistung auf dem Feld, dort zeichnen ihn vor allem der Wille und seine Physis aus. Seine Stärken, sagt er, befänden sich im Tempo, im Dribbling und im Abschluss, aber: „Ich muss noch mehr daran arbeiten, die Bälle festzumachen. Ich weiß aber auch, dass ich überall noch besser werden muss und das kann ich auch.“ Um nächste Saison eine noch wichtigere Rolle zu spielen, hat Jerry sogar seinen Fitnessplan erneuert, die Ernährung umgestellt und will sich von nun an noch härter reinhängen: „Sowohl der Herr Schubert, als auch mein Trainer Engin Vural haben mich hier enorm weitergebracht, das will ich ihnen nächste Saison mit guten Leistungen zurückzahlen.“
Auf diesem Weg unterstützt ihm seit Ende letzten Jahres auch Daniel Ducoffre-Schildt. Damals ist er als offizieller Berater zu den Oseis hinzugestoßen und mittlerweile fast schon ein Teil der Familie. Auch er glaubt an die Stärke von Jerry: „Er ist ein riesen Talent und ein toller Mensch. Er wird zeigen, dass noch mehr in ihm steckt. Beim MSV Duisburg ist er bestens aufgehoben, dort wird im Jugendbereich hervorragende Arbeit geleistet.“ Das haben mittlerweile auch die Talentspäher der ghanaischen Nationalmannschaft erkannt, die bereits erste Kontakte zu ihm aufgenommen haben. „Wir werden da alles in Ruhe zum Besten der Familie ausarbeiten, aber jetzt soll sich Jerry erst einmal beim MSV voll reinhängen.“ Denn letztendlich steht jetzt auch noch der Führerschein und im kommenden Jahr auch das Abitur an. Denn der Weg zum Profifußball ist, und das weiß auch Jerry, ein steiniger.
Dass es im Endeffekt klappt, dabei hilft ihm auch sein Glauben. Der spielt für Jerry eine wichtige Rolle: „Für mich ist es ein Geschenk, dass ich in der U19-Bundesliga spielen darf, aber ich weiß auch, dass ich hart arbeiten muss, damit es so bleibt.“ Eine Einstellung, die er sich auch von christlichen Fußballern wie der brasilianischen Legende Kaka abgeschaut hat: „Ich bewundere ihn sehr und versuche es, so gut es geht genauso zu machen.“ Und vielleicht kann Jabis Osei seinen Sohn in einem Jahr wieder häufiger beim Fußballspielen zuschauen. Schließlich spielt die 2. Bundesliga nicht parallel zur Sonntagsmesse.