Die Saison ist zwar noch jung, der Charakter der Dortmunder Mannschaft ist aber schon deutlich zu erkennen. Es besteht eine auffällige Deckungsgleichheit zwischen dem Auftreten der BVB-Talente und der Art, wie ihr Trainer Sascha Eickel vom Spielfeldrand Einfluss auf das Spielgeschehen nimmt.
Das Trainerverhalten des 37-Jährigen ist mit sachlichem, unaufgeregtem und konzentriertem Coaching schnell zusammengefasst - das Auftreten seiner Schützlinge scheint Spiegelbild dessen zu sein. Die Borussen erwecken auf den ersten Blick den Eindruck, als könnte sie weder der Gegner, noch sie sich selbst aus der Ruhe bringen.
Bei Ballbesitz wirken die Schwarz-Gelben hochkonzentriert. Stets darauf bedacht, richtige Entscheidungen – vor allem im Spiel ohne Ball – zu treffen und erlernte Abläufe anzuwenden. Ineinandergreifende Mechanismen sind zu erkennen, individuelle und gruppentaktische Lösungsmöglichkeiten scheinen nicht zufällig, sondern antrainiert zustande zu kommen. Folgeaktionen nach Abspielen, Positionswechsel zum Schaffen neuer Offensivräume oder das geschickte Lösen vom Gegenspieler funktionieren mitunter sehr flüssig.
Der sachliche und sehr sympathische Charakter der Dortmunder hat jedoch einen qualitativen Haken. Es fehlt im Spiel nach vorne an außergewöhnlicher Offensivbegabung! In der vorwiegend gewählten 4-2-3-1-Ausrichtung stehen mit Nick Weber (Zehner-Position) und Said Benkarit (Stoßstürmer) zwar zwei torgefährliche Spieler in vorderster Linie; überraschende, unvorhersehbare Kreativmomente gehen allerdings von beiden nicht aus. Ähnliches gilt für hintere Ballbesitzbereiche. Lediglich Dominik Nothnagel hebt sich aufgrund seiner Variabilität und vor allem wegen seiner geringen Fehlerquote im Aufbau- und Defensivspiel deutlich von seinen Mitspielern ab.
Die Forderung von Dortmunds Trainer Sascha Eickels ist klar: Er erwartet von seiner Mannschaft Dominanz bei eigenem Ballbesitz. „Agieren statt reagieren“, lautet die Devise. Um diese Dominanz auf höchstem Niveau stabil zu zeigen, müssen die BVB-Talente allerdings noch einige Entwicklungsschritte gehen. Die Lernbereitschaft sollte bei den Schwarz-Gelben ohne Zweifel vorhanden sein.
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