16 Tage nach seinem Rücktritt lässt Torhüter Jens Lehmann Kritik an der Nationalmannschaft laut werden. Seiner Ansicht nach fehle den Führungsspielern im DFB-Team die Kritikfähigkeit: "Selbstkritik ist das Markenzeichen von wirklich großen Spielern. So genannte Führungsspieler in Deutschland zeichnen sich aber manchmal dadurch aus, dass sie in der Öffentlichkeit mit ihrer Rolle kokettieren - indem sie ihre Meinung über andere sagen. Da sollte ein Umdenken stattfinden" sagte der 38 Jahre alte Schlussmann vom VfB Stuttgart im Interview mit dem Spiegel (Montag-Ausgabe).
Der 61-malige Nationalspieler führte mit Blick auf die in dem Interview mit dem Nachrichtenmagazin nicht namentlich genannten Führungsspieler im DFB-Team weiter aus, dass es bei der Niederlage im Finale gegen Spanien (0:1) schön gewesen wäre, "wenn der ein oder andere Spieler, der hinterher über Fehler sprach, mal über sich hinausgewachsen wäre, um die Partie noch zu drehen."
Nach Ansicht von Lehmann haben bei einigen Unstimmingkeiten während der EM aber auch die Spielerberater eine große Rolle gespielt. Vor allem die Tatsache, dass gemunkelt wurde, nicht Bundestrainer Joachim Löw, sondern DFB-Kapitän Michael Ballack habe den Systemwechsel nach der 1:2-Niederlage in der Vorrunde gegen Kroatien eingeläutet, sei von Beratern gesteuert worden.
"Ich habe mitbekommen, dass Spielerberater versucht haben, ihre Klienten in der Öffentlichkeit gut zu positionieren. Ich weiß aber nicht, ob die Berater den Spielern damit einen Gefallen tun, denn die verlieren dadurch an Standing in der Mannschaft", meinte Lehmann, der während er EM weniger Teamgeist verspürte als bei der WM 2006: "Bei der Europameisterschaft war nach der Niederlage gegen Kroatien die Homogenität nicht immer in dem Maße vorhanden wie bei der WM."